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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0147
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

143

Als aber der Bapst mit den seinen, als inen die warheit, die dise angefangen zu
predigen, nit leidlich sein wolte, solche | d4a| prediger und lerer wider sein eigen
recht und ordnung entsetzen wolte, do hat sy Got abermal nicht dann durch das
recht ordenlich mittel, durch die ordenliche oberkeit, in irem beruff erhalten und
gegeben, das die oberkeiten, welcher ampt ist, die unschuld beschützen, das böß
straffen, solche prediger und lerer zu rechtmässiger verhör und erkantnüß der
sachen geschützet haben, biß das die oberkeiten nun mee gesehen, das der Bapst
sich in allweg understanden, das heylige Evangeli zu dempffen. Do sy dann auß
dem wort Gottes berichtet, das inen zustunde, bey den iren zu versehen, das sy
Christlich und recht geleret wurden, haben sy solichs by den iren also zu geschehen
gepotten, und als dasselbige der voreingesetzten prediger etliche nit wöllen thun,
selb taugliche prediger uffgestellet oder aber den pfarrkinderen die auffzustellen
vergünnet. Ist also imer nach der gemeinen Gottesordnung gehandlet worden,
durch oder aber nit zuwider und mit gehell150 der ordenlichen oberkeit. Der-
massen hats Got auch hie zu Straßburg mit uns allen, die hie am heiligen Evangeli
dienen151, gefüget.
Dieweil dann Gottes ordnung also ist, das er bey den seinen der oberkeiten an-
sehen so vil gelten wille und die Christen sich in höchster gelassenheit und gehor-
same aller Gottesordnung halten, wer wille daran zweiffln, wo ein oberkeit ist,
die sich auch Christi, unsers Herren, annimmet, das die Christen, die under sölicher
oberkeit seind, keine prediger werden begeren auffzustellen, die in gemeiner stadt
offentlich fur menigklich predigen söllen on irer oberkeit willen und gehelle.
Dann den oberen, wie gesagt, was die stadt in gemein belanget, eigentlich zu ver-
sehen zustaht.
152Seytemal aber so vil zu einem rechten seelsorger und Bischoff erfordert
wurt, nicht allein kunst153 sonder auch grosse |d4b| erfarnüß, gelindigkeit,
alle tugenden, ein onsträfflich leben, gute zeugnüs und wolmeinung bey menigk-
lich, I. Timoth. 3 [1-7], Tit. 1 [7ff.], und das menschlich urteil so blöd ist, die
heuchlerey der menschen so starck, solle ein Christliche oberkeit in sölichen
wichtigen sachen fur sich selb nit handlen, der gemein zeugnüß und anmut154
wol erfaren und erwegen, der geystlich verstendigen und erfarnen rath und urteil
nit verachten und vor allem durch ernstlich gebett der gantzen gemein den radt
Gottes suchen. Also handlet Petrus in der waal Matthie, Act. 1 [16ff.], und die
Apostel in der wehlung der Diaconen, das ist verwaltiger und ußteiler des, so die
Christen für die armen zusamentrugen, Act. 6 [1-6].
155Dieweil dann auch die natur das gibt, das die, so etwas von einer gantzen
gemein wegen außrichten sollen, dieselbige gemein auch walhe, wie bey den
Römern, zu Athen und in anderen gemeinen alle hohe ämpter besetzet worden
150. Zustimmung.
151. Beispiele in Straßburg, BDS 1, S.366 und 369. Vgl.Holli, S. 353ff. Adam, S.671.
152. Wie sich die obern im welen der prediger halten sollen. [Marg.]. - Welen: wahlen.
153. Wissen, Gelehrsamkeit, Verständnis.
154. Affekt, Wunsch und Willen.
155. Brauch der elteren kirchen in wahl der kirchendiener. [Marg.].
 
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