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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0150
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

büchern on erfarnüß gelert sein, wolten wir, das auch von solichen recht erfarnen
und erübten leuten zur haußhaltung der kirchen verordnet wurden. Also hatten
zwar die Juden nit allein ire priester und schrifftgelerten, sonder auch Eltisten
des volcks und on zweyfel seind die Eltisten, die der H. Paulus verordnet, auch
nit alle lerer gewesen.
170Zum andern wolten wir, das diser Eltisten ampt solte einsehen, das kein
falsche lere einfiele, wo jemandt rechenschafft der lere vorderet, das es vor disen
beschähe. Item, was grober ergernüs, in namen der kirchen zu straffen, die, so
beharren in der ungehorsam, zu bannen, wes auch die gemein jederzeit besunders
zu verwarnen, zu erinneren, zu ermanen, was an diener des worts ze besseren, wo
etwan in furfallender not der gemein be | e 2 b | sondere gebot und fastag zu setzen
wären und was aller ding zum hirtenampt, zu weiden und regieren die herd
Christi, erforderet wurt, diß alles solten dise Eltisten, so inen also von leyen und
anderen furnemen der kirchen verordnet werden, versähen.
Zum dritten solte disen auch zustehn, so ein diener des worts anzunemen171,
denselbigen an leere und leben zu examinieren, von im zu forschen und in gar
nicht vor der gemein furzegeben, ehr dann sy in tauglich erfunden hetten, dann
möchten sy in der gemein furstellen, in hören lassen, sy ermanen, so jemand
mangel an im wuste, das anzuzeigen. Und daruff möchten sy etliche, vil oder
wenig, nachdem die kirch groß oder klein, der gotsäligkeit und des verstands
wolberümpte von der gemein auß allen stenden zu inen nemen, mit denen sy nach
angerüfften gnaden Gottes durch sy und die gantzen gemein zur wahl greiffen,
sich alles, das dazu dienstlich, miteinander underreden, und wenn sy gewelet, den
erweleten der oberkeit darstellen, welche, so sy gotsälig, den erwelten nit ver-
werfen wurt, sy habe dann des ursach. Wo sy dann des ursach hette, wurts ja
billich sein, das man einen sölichen farenlasse und suche ein besseren, wo es aber
anders fiele und die oberkeit den erweleten on ursach nit annemen wölte, wurden
doch die underthanen keinen offenlichen prediger haben uffzustellen uber der
oberkeit willen. Derhalb suche man aber einen anderen, vermag man schon keinen
besseren, neme man einen, der doch nicht böser172 Sey oder stande der wahl uber173,
also halte mans auch mit der wahl diser vilgemelten Eltisten.
Es möchte sich auch wol zutragen, das ein oberkeit und soliche Eltisten der
kirchen nit kunden in der wahl174 ubereinkommen und meinten es doch zu beiden
teilen Christlich, wie es zwischen Paulo und Barnaba war des Marci halb, Act. 15
[37ff.]. | e 3 a | Doch solle allweg Got in der oberkeit verehret und ir nachgeben
werden. Ursach: Gott hat ir die gemeinen händel zu versehen bevolhen, thut sy
im recht, so findet sy es, wo nit, hat sy iren richter im hymel. Daneben versähe die
oberkeit die gemeine predig, wie sy wölle, werden dennocht die schäfflin Christi
der frembden stimm nit hören, und ehe sy der Herr verliesse, wurde er inen ein
170. Was der eltisten der kirchen ampt. [Marg.].
171. Anzustellen ist.
172. Schlechter.
173. Stande der wahl uber: lasse die Wahl anstehen.
174. Zur Gemeindewahl vgl. Harnack, A. I, S.236.
 
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