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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0166
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

hat seinen sun gesandt, das, wer an in glaube, verderbe nit, sonder habe das ewig
leben245. Auß disem allem sicht man je dar, da ja der gerecht seines glaubenß lebet
und auß dem glauben alle unser frommkeit und säligkeit bestaht, das also Got in
allen seinen handlungen mit den seinen zum fordersten und höchsten die zusag
seiner gnaden und barmhertzigkeit furtregt und anbütet. Dann einmal haben wir
das ewig leben, sagt Christus selb, wann wir | h 3 a | soliche Gotteszusagen mit
warem glauben annemen.
246Nun handlet Got in alweg mit uns, wie er uns geschaffen, uff menschliche
weiß und art, wie das in aller schrifft gesehen wurt, die dann Gott immer wie ein
menschen dargibt, der sich unsers verderbens bekümmere, unsers heyls getrost
und ergetzet werde, der uber die sünd zurne, sich unser frommkeit erfröwe.
Machet in jetz zum vatter247, jetz zur muter, jetz zum gesponsen und dergleichen.
In summa machet in in alle weg mit uns reden und handlen wie ein menschen, wie
er auch hat wöllen umb unsertwillen ein warer mensch werden.
248So ist aber nun das unsere menschliche art und eigentschafft, so wir was
ernstlichs und wichtigs einander zusagen und das von hertzen, item, so wir ein-
ander etwas mercklichs mit vollem gemüt ubergeben, das wir nicht gnug haben,
sölichs nur mit worten zu thun, sonder brauchen allweg auch zeichen darzu, nit
allein der gestalt und geperden, des angesichts und gantzen leibs, sonder nemen
etwas anders auch darzu, domit wir wöllen unser gemiet und willen, denen wir die
zusag oder ubergabe thön, desto mehr versicheren, auch wichtigkeit des, so wir
versprechen oder jetz ubergeben, domit es höher gehalten, etwas weiters, dann
wir meinen in den worten beschehen, anzeigen, außtrucken und dargeben.
Hieher ists, das keiner eim guten freundt etwas furnemes249 hertzlich zusagen
kan, er schlechts im neben den worten mit der handt dar, er stellet demnach sein
gesicht, gantze gestalt und alle geperden. Die Eh ist ein wichtige zusag und uber-
gabe, derhalb ists bey allen völckern, das die nit allein mit worten, sonder auch
mit handringen und anderm versprochen und engangen wurt: Ubergaben, grosse
keuff und donationen, haben auch ire zeichen. Dergleichen einsatzungen in grosse
| h 3 b | ämpter, daher die krönungen der künigen, schwert und anders ubergeben
der grösten fürsten kummet. Die alten lieben heyligen haben auch in einsetzung
der furnemen diener der kirchen händufflegen und anders gebrauchet. Also pflegen
auch alle völcker zeichen zu brauchen in den herrlichen widergedächtnüßen
grosser mercklicher händel. So dann diß unser art ist, die uns von Got selb ge-
geben, so handlet er auch mit uns nach sölicher art und eigentschafft. Er sagte dem
Abraham zu, er wolte sein und seines somen250 Gott sein, des gab er im ein zeichen
und sacrament, die beschneidung am geburtglid, damitt er bewyse, und des auch
245. Vgl. Jo3,16.
246. Warumb sichtbare zeichen zum wort gethon. [Marg.].
247. Gott als Richter und Vater usw. Vgl .Luther, Predigt am 23. Sonntag nach Trinitatis.
WA36, S. 589-590.
248. Unser art, in wichtigen zusagen und ubergaben neben den worten Zeichen zu gebrauchen. [Marg.].
249. Etwas Wichtiges.
250. Samen. Vgl. I Mos 17,1 ff.
 
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