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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0169
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

165

Das ist wol der fähl in diser sachen jetz ein lange zeit gewesen, das die welt von
unteuglichen predigern dahin bracht ist, das der gemein man die sacramenten
fur soliche zeichen und darreichung der gnaden Gottes gehalten hatt, das, wenn
sy nur eusserlich empfangen wurden, so solte jetz die gnad Gottes zugegen sein,
5 wenig bedacht, was man glaubet und wie man gegen dem rechte priester, unserm
Herren Jesu, stünde. Die schullerer hatten dargeben, wie die sacrament die gnad
Gottes in sich haben und mitbringen, wenn man nur keinen rigel261 furscheibet,
das ist fürsatz tödtlicher sunden, und die gemieter nit auff unseren Herren Jesum
durch waren glauben gewisen. Das ist ja ein schwere verfierung gewest. Dann die
10 sacrament eusserliche | i 1 b | zeichen und also darbietungen sind der gnaden
Gottes, das sy on das gedeyen Gottes nichts seind noch thun, 1.Cor.4262. Des
Herren geyst muß allweg da sein und die sach inwendig außrichten. Derhalb, wo
mit den verstendigen der zeichen gehandlet wurdt, muß man dasjhenig, so die
wort und sacrament furtragen und bedeuten, mitt glauben fassen, oder es ist alles
15 gifft und tod. Diß hat man allenthalb, do das H.Evangeli geprediget wurt, vom
anfang gar fleissig gelert und noch263, wol nachdem entstanden sind, die den
dienst des Evangeli und der H. sacramenten gar vernichten wolten, ist von etlichen
also von sacramenten geschriben worden, das vil, und zwar wir selb auch, nit wol
anders drauß nemen kunden, dann als wolte man264, das gewissen wurde ge-
20 stercket, der glaube bestetiget durch das eusserlich entpfahen der sacramenten an
in selb. Das aber diser meinung nie gewesen und noch nit ist, als wir das auß irem
nachgenden schreiben, auch eigen worten wol vernommen haben. Sy geben den
sacramenten solichs nit anders zu, dann so der geyst Christi mitwürcket und die
wort und sichtbare zeichen der sacramenten mit glauben gefasset werden. Also liß
25 man im büchlin der visitation in Sachsen, so D.M.Lut[her] hat lassen außgon,
vom tauff265. Es sollen auch die leut zuweil vermanet werden, so man von den
sacramenten predigt, das sy bedencken ire tauffe und underricht werden, das die
tauffe nit allein bedeut, das Got die kindtheit wölle annemen, sonder das gantze
leben, und das also die tauffe nit allein den kinderen ein zeichen seye, sonder auch
30 die alten reitze und vermane zur busse. Dann busse, rew und leidt wurt durch die
wassertauffe bedeutet. Darbey auch soll die tauffe den glauben erwecken, das
denen, so rew uber ire sünd haben, die sunde abgeweschen und verzygen sind.
Dann diser glaub ist die volkommene tauffe. | i 2 a |
Vons Herren abentmal steht also266 : »Wer nun rechte gedechtnüß des tods
35 Christi hat, der sol das sacrament entpfahen und trost suchen, nit das die eusserlich
niessung das hertz tröste, sonder sy ist ein zeichen des trostes und der vergebung

261. Rigel = Riegel oder >obex<. Vgl. 2 Mos 26,26.
262. Sondern I Kor 3,5-9. Auf diese Stelle beruft sich B. immer wieder bei der Darlegung
seiner Sakramentsauffassung. Vgl. z.B. die Berner Predigt, BDS 2, S.290, Z. 13-17. Artikel 6
der Straßburger Artikel, in diesem Bd., S. 389.
263. Dennoch.
264. Wolte man.
263. Vgl.>Unterricht der Visitatoren< WA26, S.212-213.
266. Ebd. S.212-213.
 
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