Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0170
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
166

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

der sunden, weliches zeichen vermanet das hertz, das es glaube, das got einem
jewenden267 die sund vergebe und etwas hernaher. Also erlangen sy vergebung
der sunden, nit durch die eusserliche niessung, sonder durch den glauben, der
durch die wort und zeichen erwecket wurt.« Hievon hat man auch gar ein feinen
Christlichen bericht in der Sächsischen Apologi268 an dem ort, da gelert wurt,
welchs der recht brauch seye der sacramenten.
In dem haben nun ewer liebe, was wir von sacramenten ingemein halten, das sy
ja zeichen sein der gnaden und barmhertzigkeit269 Gottes, dann sy je zeichen und
darreichung seind der gemeinschafft unsers H. Jesu Christi, und ob sy wol eusser-
liche wort und zeichen sind, durch die menschen dargereichet, so will doch der
Herr uns seine gaben also durch seine kirch und deren diener mitteylen, uns also
wie glider eins leibs zusamenhalten und uns seiner gnaden und gaben so vil mer
vertrösten, unsern glauben an in uff weiß und maß, die, als er uns geschaffen, unser
art und eigenschafft gemäß ist, erwecken und stercken.
Und on allen zweyfel, so wir uns mit warem glauben an das wort und die
ordnung unsers Herren Jesu ergeben kunden, hielten den dienst der kirchen, wie
in der Herr eingesetzet, fur die rechte außspendung seiner geheimnüß, liessen uns
da nicht anders sein, dann das der Herr, wiewol durch die diener, doch warlich
selb do mitt uns redt und handlet, wir solten ja wol befinden, wie wol und recht
das geredt sey, das die sacrament zeichen und sigel sind der gnaden und barm-
hertzigkeit | i 2 b | Gottes, durch die uns die gnädigen zusagen und gaben Gottes
furtragen, befestiget und dargeben werden.
Das haben wir aber allweg geleugnet, auch dawider geschriben, das leiplich
empfahen der sacrament fur sich selb solte ein instrument, canal oder geschirr der
gnaden und des geystes Gottes sein, dermassen nemlich, das, wer die sacramenten
nur leiplich empfahet, gleich der gnaden Gottes und heyligen geysts solte teyl-
hafft sein, obschon kein warer glaube do were. Das gedeyen ist Gottes und seine
freye gabe, die er wol durch und mit den heyligen sacramenten, wie auch durch
die predig des Evangelii, mitteilet, aber wann und welchen er wille270. Und so man
jetzund verstandt hat, mitteilet er eben denen, und domitt seinen heyligen geyst
und gnaden, wann und welchen er gibt, dasjhenig, so in sacramenten furtragen
und dargereichet wurt, warlich zu glauben und also mit gläubigem hertzen anzu-
nehmen.
Nun hiewider füren ewere prediger etliche schrifften, wöllend bewären, das die
sacramenten nit seyen zeichen der gnaden und barmhertzigkeit Gottes271.
272Und sind dise schrifften Jesaie 11 [1 ff.], da geweissaget ist, das die wurtzel
Jesse werde zum zeichen der völcker stöhn. Item Lu. 2 [34], do Symeon sagt:
267. Jedwedem.
268. Art. 13. BS, S.292-293.
269. Zeichen der Barmherzigkeit, vgl.WA30,1, S.224-225; WA24, S.130.
270. Ubi et quando visum est deo. Siehe CA5. BS, S.57.
271. Gegenteilige Meinung der Prediger zu Münster. Vgl. Rothmann, >Wydder Andwurt<.
SMTG I, S.130ff.
272. Grundt der prediger zu Münster wider gemeine haltung von sacramenten Christi. [Marg.].
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften