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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0177
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

173

ihnen die sunde verzeihen, sy Christo einleiben, in seinen tod begraben, welches
alles, so es auß der ordnung des Herren in und durch den tauff beschicht und be-
schehen solle, warumb solten wir dann unsere kinder nit tauffen?
303Diß will etwan vil leute hierin irrmachen, das sy wol sehen, das die, so man
tauffet, je nit alle Christen werden und bedencken aber dobey nit, wenn man schon
nur eitel alte bekennende tauffet, das noch dennocht nit alle werden ware Christen
sein, die man teuffet, das uns auch der herr nit eh befilhet außzuschliessen von
seinem reich, dann so man sich im leben seinem wort zuwiderbeweiset und darin
beharren will. Das samlen muß vorgehn und dasselbige wil der Herr so gar on
engstiges ersuchen, wer eigentlich zu seinem reich gehöre, beschehen, das er heißt
blinde und lame und wie mans findet zu seinem nachtmal und hochzeit nit allein
locken und anreitzen, sondern treyben und harinzwingen. Compelle intrare304!
Wiewol dis zwingen auch nit wider den willen deren, so man zuhertreibet, ver-
standen werden solle. Das Evangelisch garn muß böß und gute fische ziehen305,
die ratten müssen under dem weitzen sein306. Darumb hat auch der Herr selb
under denen kinderen, die man im zubracht, uberal kein absünderung oder teylung
gemacht, sonder sy alle gemeinlich gesegnet.
307Dis dienet auch also zun eren Gottes, das seine gnade jederman anbotten und
menigklich dazugezogen werde, so gepüret uns, von jederman das besser zu
hoffen und niemand ongeleret lassen und furnemlich die unseren. So sollen wir
auch unseren Herren ein gemeinen und gantzen heylandt sein aller menschen und
alles alters, das er auch die kindlin, die wir schon nimmer | k4a| leren, kan und
wil sälig machen, erkennen und preysen, so will er auch sein grosse liebe gegen
uns, die er erstrecket an die unseren, offentlich bekennet und hoch gehalten haben
und das so vil mehr von uns dann den alten, so vil er sein gnad uns weyter eroffnet
und reichlicher mitgeteilet hat, will also, das wir im alle unsere kinder zubringen
und seinen namen uber sy anrieffen, seiner gemein einleiben und also halten und
uffziehen, biß sy mit der thadt beweisen, das sy böck sind.
Daher ists, das er den alten gebotten, nit allein ire kinder, sonder auch irer leib-
eigen knechten, die bey inen geboren oder auch erkauffet waren, und aller frembd-
lingen, die sich bey inen hielten, zu beschneiden und in seinen gnadenpundt auff-
zunemen. Genes. 17 [12].
Nun hatt die beschneidung gleich so wol das absterben der sünden bedeutet als
der tauff, daher auch der heylig Paulus dise zwey sacrament in demselbigen so
gleich haltet, das er darauß beweret, wer tauffet ist, der darffe sich nit beschneiden
lassen, er sey schon beschnitten, das ist, habe rem huius sacramenti, das furneme
in disem sacrament, nemlich die außziehung des leybs der sunden, des fleysches
durch die beschneidung Christi, so sy mit ihm im tauff begraben sind, zun Colos-
sern am anderen308.
303. Wie wir wälen und wen wir ausschließen sollen. [Marg.].
304. Vgl.Lk 14,23.
303. Vgl.Mt13,47ff. 306. Vgl.Mt 13,24ff.
307. Wir sollen, was in unserem gewalt, sovil an uns, Gott ergeben. [Marg.].
308. Vgl.Kol2,11 ff.
 
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