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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0182
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

seind? Matth. 22 [31 ff.]. Davon oben gesagt ist. Ich will dein Got sein, ist so vil:
Ich will dir götliche hilff und güte beweisen, wie, so man sagt: Ich will dein
vatter oder bruder sein, vätterliche und brüderliche trewe und hilff zusagt. Göt-
liche hilff aber ist fromkeit und säligkeit verleihen.
324Gott hat wol dem Abraham und seinem somen das land |l3 b | Canaan mit
zugesagt, vor und nach aber goht: Ich will dein Gott sein. Dann er inen das land
nit fur sich selb so hoch dargeben hat, dann wo uns Gott gnädig ist, da ist das
heylig, sälig und wares Gotteslandt. Darumb folget gleich uff jetz vor erzelete
wort: Und wille dir und deinem samen nach dir geben das land, darin du ein
pilger bist, das gantze land Canaan zu ewigem besitz und will ir Gott sein.
Diß, das er inen ir eigen landt gabe, darin sey325, frey von allem gotlosen wesen
und reich in allen gütern, im dieneten, war ein warzeichen und furdernüß der
bundtnüs und zusage Gottes, das er ir Gott sein wolte, das selbige ware das
hauptstuck im bundt und in disen bundt wurden sy beschnitten. Das ist nun kein
zeitlich ding, sonder die ewig sälichmachend gnad. Darumb fienge auch der Herr
dise seine red mit dem Abraham also an: Ich bin der almechtig Got, wandle vor mir
und biß 326volkummen327, welchis on gaist und glauben nit sein mag. Es ist auch in
büchern Mose und propheten allenthalb genugsam außgedrucket, wazu er inen
das land Canaan gegeben hatt, nemlich, das sy ym demselbigen dienen solten, yn
loben und prysen, Levit. 20 [22 f.], Deut. 8,11 und gar nach an allen orten, do disses
lands nur gedacht wurt. Darumb sye dises land auch, da sye so gar von Got ab-
gefallen waren, außspeyet und nit duldet. Got hat im328 einmal furgenommen,
ein bisonder volck in seinem besonderen land und mit seinem besonderen heyligen
regiment zu haben. Also sagt er Exod. 6 [7-8]: Ich wil euch mir zu eynem volck uffnemen
und will ewer Got sein, und ir solt wissen, das ich der Herr, ewer Got, bin, der euch von dem
last der Aegyptier hab außgefüret und will euch füren in das land, dovon ich geschworen habe,
Abraham, Isaac und Jacob etc.
329Auß disem ists klar, das der bundt Gottes mit Israel ist darin gestanden, das
er inen ein gnädiger Got sein, seinen geist |l4a | wolte mitteylen und sy ewig
seligmachen, dan er sust nichts von inen fordret, dan das sy ihn von gantzem
hertzen liebten, von gantzer seel etc., Deut. 6 [5], 10 [12] und anderswo meer, und
zu solichem bundt sind sy beschnytten worden, und ist die beschneidung kein
rechte, ware beschneidung, wie die Got geordnet hat, gewesen, wo sy nit im geyst
beschehen ist, Deut. 10 [16] und Rom. 2 [29]. Derhalb ists ja wider das wort Gottes
außtrucklich, sagen, die beschneydung sye den fleyschlichen kinderen Abrahe uff
ein zeitliche zusage gegeben. Zu der beschneidung seye gnug gewesen, das das
kindt fleischlich vom somen Abrahe geporen was. Sprichet doch der heylich
Pau[lus]: Es sind nit alle Israel, die auß Israel geboren sind, sind auch nit alle kinder, die
324. Warauff den Ebreern das landt Canaan gegeben. [Marg.].
325. Sie.
326. Biß = sei.
327. I Mos 17,1.
328. Sich.
329. Wann der bund mit Israel gestanden. [Marg.].
 
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