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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0183
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

179

der som Abrahe sind etc. Rom. 9 [6f.], dergleychen Rom. 2 [28]: Der ist keyn Jüd, ders
nur eußerlich ist. Welche nur nach dem fleysch kinder Abrahe waren, die haben
keyn theyl an der verheyssung noch pundt Gottes gehept, der teuffel ist ir vatter
gewesen, nit Abraham, Joan. 8 [33 ff.], werden derhalb in Psalmen allethalb
5 frembdlinge genennet330.
Das ist aber war, dieweyl man nit erkennet hat, welche kinder der verheyssung,
welche kinder des fleischs sind, hat man fil kinder des fleyschs mit den kinderen
des geysts beschnitten, wie jetz gar fil soliche auch getauffet werden. Disen aber ist
die beschneidung, das zeichen des bundts götlicher gnaden, nit geben, ist auch zur
10 beschneidung, die Got befolhen und eingesetzet, nie gnug gewesen, nur fleischlich
vom somen Abrahe sein. Paul[us] sagt doch, das seye nit die beschneidung, die
offentlich am fleisch ist.
331 Also das sy sagen in der figür, wo sy damit wolten meinen, das in der be-
schneidung ein figür und bedeutung gewesen sey der widergepurt, so wyr erlan-
15 gen durch unsern Herren Jesum, so ists recht geredt. Der tauff ist aber, sofil der
eüsserlich geschicht, auch ein figur und furbildung ebenderselbigen widergepurt.
Allein, das dise |l4b | widergepurt nun heller und gewaltiger erkennet und ver-
leihen wurde. Wo aber ewere prediger wolten die figur also der beschneidung zu-
eignen, das in deren nichts dann ein schatten und vorbilde solte gewesen sein und
20 alle warheit der bedeutung, so mit der beschneidung dargeben, allein bey dem
tauff, das were aber wider die offentliche schrifft. Dann Gott selb die beschneidung
ein zeichen nennet seins bundts. Der ist nun, wie vil gesagt, die zusag seiner
gnaden, das er wölle ir Gott und heyland sein, dise warheit warde allen kindern
der verheissung warlich geleistet, die anderen hatten nichts dann den schein der
25 waren beschneidung, deren werden aber auch vil getauffet.
332Eben also ist auch nit allein nit in, sonder auch wider die schrifft, das zu dem
tauff nieman solle gelassen werden, er sey dann auß Gott gezylet, vom somen des
worts, und bekenne, das er glaube von gantzem hertzen. Das diß nit seye in der
schrifft, ist daher offenbar, das an einigem ort in aller schrifft nit gefunden wurt,
30 das man niemant tauffen sölle, er bekenne dann den glauben. Das findet man wol,
das die, so in verstendigem alter getauffet worden sind, bekennet haben und irs
glaubens befraget worden sind wie der verschnitten Mor333, dann denen prediget
man, die könden auß dem gehör glauben 334, auff die gaht die zusage: Wer den
namen Gottes anrüffet, der wurt sälig335. Wo aber jerget336 schrifft, das man niemand
35 tauffen solle, er bekenne dann?
Das dise red auch wider die schrifft seye, beweret sich auß dem, so oben dar-
gethon, dieweil die schrifft den tauff als das bad der widergeburt dargibt, gehöret
330. Vgl.z.B.Ps 146,9.
331. Wie die beschneydung eyn figur und weg. [Marg.].
332. Kein schrifft ist vorhanden, das man nur die bekennenden taufen solle. [Marg.].
333. Vgl.Apg8,26ff.
334. Vgl.Ro10,17.
335. Vgl. Joel3,5.
336. Irgend. Hier: irgendeine.
 
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