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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0192
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188

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

Ey, er wolte sy zum exempel fürstellen. Wie dann, das er solchs nit anzeygt mit
einem wort? Die guten leüt hatten ym dise kindlin zubracht, das er sy solte an-
rüren, inen die hend aufflegen, betten, das ist, sy segnen und den segen Christi,
dafür sie in hiel | n 3 b | ten und die erlösung mitteylen. Diß ware die ursach, das die
frommen leut ire kindlin brachten, denen willfaret nun der Herr, nymmet sy in die
arm, leget inen die hend uff, segnet sy, alles, wie es die guten leüt begeret hetten
und es die junger wolten geweret haben. Ist nun auch ein einiger362 gedancken
zuzulassen, das dise red: Dann solicher ist das hymelreich, nit eben uff dise dem
Herren furbrachte kindlin gangen sey? Oder ists auch ein anders, ins hymelreich
uffgenommen werden, dann von unserem Herren Jesu so früntlich angenommen
und gesegnet werden? Man wolte dann sagen, das sein segen unnütz und vergeb-
lich oder läre wort wäre. Das hiesse aber Christum verleügnen und unkrefftig
machen, der doch in allem des vatters befelh und die erlösung gewirckt hatt, zudem
so wissen wir zwar, das der Herr seine gmein, deren er helfen will, das hymelreich
nennet, dazu nympt er itzund uff die herzugetragen kindlin.
Ja, es ist aber do auch vom Herren geredt: Warlich, sage ich eüch, wer das reich
Gotes nit nymbt wie eyn kindlin, der wirt nit hineinkommen363. Hatt da der Herr nit eyn
gleuchnüß von kinderen fürgeben? Ja, eygentlich. Höre aber, wo und wie diß der
Herr geredt hatt! Man bracht die kindlin zum Herren und das keiner anderen
ursach, dann das er sy solte segnen und sich auch iren heyland beweysen, sy auch
in sein reich uffnemen. Die junger betreüweten, die sy brachten, meineten, sy
wären des reichs Christi nit vehig, der Herr zürnet derhalb uber sy, daz wir doch
sust nierget lesen, so unrecht hatten sy, so schädlich war ir fürnemen, widersprach
inen mit allem ernst: Lassen die kindlin mir komen und weren inen nit! Gibt des
ursach und sagt: Dann das hymelreich ist solicher, wie es ire elteren begeren,
darumb solte yr sy von mir nit abwenden. Hieruff folget nun diß: Warlich sag ich
eüch, wer nit das reich Gottes nymmet wie | n4a | eyn kindlin, der kommet nit hinein. Wie?
Ist diß nit eyn bestetigung der fürgesetzen ursach, so der Herr gab wider seine
junger, uff sein geheiß, das man ym die kindlin solte lassen zukummen und gar nit
weren, nemlich, das reich Gottes sey solcher? Wie kan dann oder mag doch hie
eyn andere meinung sein dann eben dise? Yr junger wolten die kindlin nit lassen
zu mir kommen, meinet ja, sy seyend noch unsprechend, wissen nichts, was ich
mit inen thüe, man solle mich irethalb unbekümert lossen, ich sey kommen, das
reich Gottes uffzurichten, in das gehören, die mein wort von mir mit glauben an-
nemen, versagen der welt, bekennen mich iren heyland, das ist ja ewer meynung.
Doran habt yr aber unrecht, verstecht die geheymnüß des reichs Gottes noch nit.
Losset ir die kindlin zü mir kommen und weren inen nit, dann solicher ist das hymelreich!
Yr meynen ja darumb, das sy nichts wissen oder verstanden, so gehören
sy nit zum reich Gottes, gangen mich nichts an, ich habe mit inen nichts zu
thun, das ist falsch. Warlich sag ich eüch, so gar hindert diß, das die kinder keinen
eigen verstand noch haben, an dem nichts, das ich ir heyland seye und sy in
362. Einziger.
363. Mk10,15.
 
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