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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0194
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

freylich würde uns diß gar wenig irren. Dann bestoht, wie in ewigkeit bestohn
würt, das wir die kinder deren, so begeren, ins reich Gottes söllen uffnemen, inen
den segen Christi offentlich in der gemein mit eim Sacrament mitteylen, wirt frey-
lich wenig disputierens werden, das mans nit eben mit dem sacrament des tauffs
thun sölle. Dann wir je so fil schrifft haben, das diß daß erst Sacrament und dar-
bietung des segens Christi bey uns sein solle, das hieran nit kan gezweifflet wer-
den. Warlich muß man den kinderen rem omnium Sacramentorum, das ist das
fürnemen in allen sacramenten, nemlich die gemeinschafft unsers Herren Jesu
Christi, zulassen, als wir eygentlich müssen, oder aber offentlich Gott in aller
schrifft und unserem Herren Jesum uns zuwidersetzen, wirt bey recht verstendigen
Christen der zeichen halb wenig span bleyben. 367Die alten lieben Christen, als
wirs bey dem H. Cypriano und Augustino368 lesen, haben den kinderen, so man
die geteüffet, gleich auch das Sacrament des leibs und bluts des Herren gegeben.
Dann do sy erkenneten, das sy eynmal Christum haben solten, wolten sy inen die
gemeinschafft Christi in und mit allen sacramenten mitteylen.
Es werden auch zwar369 ewere Prediger kein ursach haben, den Tauff den kin-
dern abzuschlahen, wenn sy bekennen, das die des | o 1 b | segens Christi teylhafft
sind und ins reich Gotes gehören, als sy es eygentlich bekennen müssen, wo sy
anders die zancksucht, da Gott vor sey und wir inen nit trawen, nit gar bestan-
den370 hatt. Dann aller ir grund, darumb sy vermeinen, die kinder seyen nit zu
teüffen, ist, die kinder mögen noch dem Teüffel nit widersagen und den glauben
Christi bekennen, dann sy meinen, allein die bekennenden gehören in das reich
Gottes, so wir aber nun so klärlich hören und sehen, das unser Herr Jesus selb das
reich Gottes zuspricht und mit seinem sägen in dasselbige uffnymet die kindlin, so
nichts versagen noch bekennen mögen, sicht eyn jeder wol, das ewer Prediger
grund schon ligt371 und werden yetz nichts haben, das sy den kinderen das Sacra-
ment des tauffs abschlagen. Dan schlechts seind die kinder eins Sacraments fehig,
so könden sy des andern auch fehig sein. Res sacramenti ist allenthalb die gemein-
schafft Christi. Aber, wie gesagt, do ist die ordenung Gottes hell in allen schrifften,
die vom Tauff lauten, das das Sacrament des Tauffs der widergepurt, der ersten
einleybung Christi in der Kirchen, zugeordnet ist und darumb das erst sein solle.
Auß disem, synd wir on zweiffel, werden alle fromen, onangefochtenen Christen
wol sehen, das auch der ander grund des kindertauffs, den die Marpurgischen, ja
die gantze Christenliche kirche von anfang gehebt hatt und noch vor Gott laut
aller schrifften steyff und unbewegt bestoht und gar nit, wie ewere Prediger nit
allzu bedacht schreiben, uff menschen satze und vernünfftigen, spitzfindigen argu-
menten, sonder das warlich ire einreden nichts dan menschengutduncken sind,
das sy sagen, der Herr habe in diser red und handlung mit den zubrachten kind-
367. Die alten haben den hindern daz Sacrament des leibs und bluts gegeben. [Marg.].
368. Cyprian: Ep.63,9; CSEL 3,2, S.707-708. Augustin: De peccatorum meritis et remissione
26ff. ; CSEL6o,8,1, S. 25ff.
369. Wahrhaftig.
370. Gar bestanden: völlig befallen.
371. Darniederliegt, ausgeräumt ist.

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