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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0201
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

197

anders | p 3 a |, dan das das Evangeli solle allen völckeren in aller welt gemein wer-
den und das uberal kein underscheid meer sein solte, schlecht: Wer glaubet und
Tauffet wurde, das ist: Dem die kirch Christi die sünde verzüge, den hymel uff-
schlüsse, Christo eynleybete, das dan mit dem tauff beschicht, der solte sälig sein.
Dise rede gaht aber nit weiter dann biß uff das uffnemen in das reich Christi deren,
die das Evangeli hören möchten. Und ist uberal nichts hie, dadurch außgeschlos-
sen oder abgestricket386 werde das, so den gleübigen sust in aller schrifft zügesagt
ist. Nemlich, das auch ire kinder söllen heilig sein und Göttlichs bundts teylhafft
und das sölichs mit wort und Sacramenten offentlich in der kirchen bezeüget
werden sölle, wie das bey den Alten durch die beschneidung, von unserem Herren
Jesu mit dem hendufflegen geschehen ist.
Ymer wöllen Ewere Prediger von dem, das in diser sachen zum theyl ist, wol
zum ersten und fürnemen teyl, doch aber zum theyl, das gantz und gemein
schliessen, das ist auß ordenung des Täuffens der alten die ordnung des Täuffens
ingemein und aller, des haben sy aber kein schrifft und treüget sy als, das secundum
quid für simpliciter ansehen. Mit den alten müste man anfahen, wie dann auch der
alt bundt mit den verstendigen und selbwilligen angefangen ist, derhalb, wie man
etlich nur die glaübigen und bekennenden beschnitten, also muß man erstlich auch
nur die bekennenden Täuffen. Wen aber dise nun geteüffet, im reich und bünd
Gotes sind, so wissen sy, das der Herr auch irer kinder Gott sein will und das sy
diß söllen offenlich bezeügen, sy dem Herren bezeychnen, uffopfferen und ym uff-
ziehen. Also sagt der heylig Paulus zum Kerckermeyster zu Philippis, do er fraget:
Was soll ich thun, das ich sälig werde? Glaube an Herren Jesum, so würstu
sälig|p3b|und dein haus387! Sihe, er sagt nit meer dann glaube du und henck
dann dran, so würstu sälig und dein hauß etc. Nit allein sagt er du, sonder
auch deyn hauß. Warumb? Gott sagt: Ich wille deyn Gott und deynes samens
Gott seyn,Act. 16 [30f.].
Diß ist in der substantz Göttlichs bundts, nit weniger des newen, dann des
alten, derhalb wirt man keine red Christi oder einiges gesandten von Gott nach388
auch exempel finden mögen durch das solichs werde außgeschlossen oder abge-
stricket, und warlich ist es eyn grosse schmach Christi, ym, unserem heyland, zu-
messen, das er den gnadenbundt solte haben wöllen einthun389 und enger machen,
so er doch der ist, durch den alle gnad den menschen widerfaren ist und der den
gnadenbündt, der vor nur bey denen ware, die auch nach dem fleisch kinder
Abrahe waren, in aller welt erweyteret hatt. Wie kan doch eyn Christ im das yn
sein hertz komen lassen, das unser Herr Jesus solte den bundt Göttlicher gnaden
und seiner erlösung seiner gleubigen kinderen eyngezogen haben390, denen er
zuvor gemein391 gewesen ist?
386. Abgestricket = weggenommen.
387. Apg 16,30.
388. Noch.
389. Einthun = einschränken.
390. »Den Kindern seiner Gläubigen abgesprochen haben.«
391. »Denen er (der Bund) zuvor zugehört hat.«
 
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