Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0212
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
208

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

sein und das es eyn falsche lesterung ist, dem kindertauff die schuld geben, das es
ubel in der kirchen zugoht. Also ists auch, das Ewere prediger mißbrauch der
Messen und Bapstumbs disem verglichen. Es sind wol fil felh und mißbraüch von
anfang bey den Christen mit eingerissen, aber die hatt man nit also wie eyn ge-
meinen befelh und handel Christi gehalten, wie der kindertauff gehalten ist. So
weiß man wol, das der mißbrauch in Messen und Bapstumb gar eyn new ding ist
und bey den lieben heyligen vättern gar nit gewesen, von wölchen aber allen der
kindertauff je und je eyn heylsam sälig ordenung Christi erkennet und gehalten
ist. | r4a |
Also ist warlich das auch nichts, das hie Ewere Prediger anhencken. Wie solle
anders eyn ungleübig, unverstendig mensch, alt oder jung, den namen Gottes
anrüffen und darein geteüffet werden, dovon er zuvor nichts gehöret hat oder
geleret wurdt? Uff den namen Gottes wurden die alten beschnitten, uff den namen
Gottes segnet Christus die kindlin, uff den namen Gottes hatt die kirch die kinder
allzeit geteüffet, und hat sy den namen Gottes uber sy angeruffet, uff die zusagen
Gottes: Ich wil ir Gott sein, ob sy schon, die kinder, den namen Gottes selb
nach434 nit haben könden anrüffen. Ist also diß gentzlich eyn falscher wohn435,
das zum Tauff notwendig seye, das der geteüffet selb den namen Gottes anrüffe
und das gar eyn lehre red, deren die vätter allenthalb selb widersprechen, das die
alte kirch allein die Catechumenos geteüffet haben.
Von dem, das der Tauff die begrabung ist des alten menschens.
Cap. XVII.
Für den fünfften grund nemend Ewere Prediger436: Der tauff sey eyn begrabung
des alten menschens, Rom. 6 [4], das der new mensch läbe, so werde kein newer
mensch auß dem fleisch der Christen noch dem wasser, sonder auß dem wort
Gottes, das mit glauben gefasset sey und uffgange. Darauß schliessen sy aber, wie
man nieman begrabe, er sey dan gestorben, also solle man nieman teüffen, er habe
dann dem alten Adam versaget und ziehe Christum an. Ist abermal a parte totum,
a secundum quid, simpliciter. Das ist alles war, der Tauff ist eyn begrabung des
alten menschens, das der newee in uns läbe, derselbig newee mensch wirt auch nit
auß dem fleisch der Christen oder auß wasser geporen. Ist auch war, das auß dem
gehörten wort Gottes, so das beklifft437, das ist, mit warem glauben angenommen
würt, Christen geporen werden, in denen der geist des newen menschens |r4b|
den alten tödtet. Das aber nieman möge von Gott new geporen werden und des
alten menschens todt und begrabung erlangen, er hebe dann zuvor predige ge-
höret und mit eigem verstand dieselbige angenommen, dem alten Adam selb
versagt, die anziehung Christi versprochen, das ist nit. Ja, ist wider alle schrifft,

434. Noch.
435. Wohn = Wahn.
436. Vgl. >Wydder Andwurt< SMTG I, S. 135.
437. Hängen bleibt.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften