Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0219
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

215

thun. So ists nit so lange, das eyn teüffer bey Esslingen472 sein eigen weib in der
gemein seiner brüder mit füssen zu todt getretten hatt und im hauß also todt
ligen lassen, auch fürgeben, er hebs von Gott befelch.
Diß alles und leider noch vil meer ist so war und küntlich, lieben Herren und
freünd, das wirs wyssen mit gantzen stetten und landtskunschafften473 zu be-
weyssen, und zwar die erschrocklisten stuck bekennen sy selb nur zufil mit wort
und schrifften, wie auch ettliche mit gefengknüß und todt. Das wirs aber also hie
anzeigen, thun wir warlich darumb nit, einigen unschuldigen oder auch auß ein-
falt yrrenden hiemit zu beschweren, eyn jeder soll nach seinem thun gerichtet
werden, sonder eben darumb Gott selb soliche grewliche thaten hatt also offenlich
lassen fürgohn, das nemlich jederman leren solte, was der für-| t1b| witz und
frevel in Göttlichen sachen bringe, domit sich menigklich dofür hiete, by Gottes
wort und gemein in aller einfalt bleybe, darumb allein und keiner anderen ur-
sachen willen haben wir diß auch hie Ewer liebe wöllen anzeigen und domit auch
die falsche meinung widerlegen, das dann solten Christliche frucht uffgohn, wann
man den kindertauff abthäte, by dem doch alle die Christlichen früchten uffgangen
sind, die die gantze Christenheit von anfang je bracht hatt und aber die erzeleten
so gar bösen frucht und derengleichen in so wenig jaren herfürbrochen by denen,
die den kindertauff ab und der bekenneden widertauff haben uffgericht. Lieben
Herren, wir reden das vor Gott, unserm vatter und richter, das doch fast alle die
ketzerien474 und yrthumben, die bey den alten je gewesen und by dem Tertuliano,
Ireneo und anderen gelesen werden, durch die widergeteüfften wider herfürbracht
sind. Do sind, die Christum, unseren Herren, für keinen waren gott halten, do die
sagen dörffen, er sey noch in der hellen475.Die schrifft sey nit auß Gott. Es bleybt
doch allerding nichts dahinden. Nun dise alle, wiewol sy selb undereynander
jemerlich zertrennet sind und ymer eyn rott die andre grausamlich verdammet, so
sind sy doch daryn alle eins, der kindertauff sey unrecht, man sölle nur die be-
kenneden teüffen.
Wir melden auch soliche erschrockliche fehl, yrthumb und mangel nit, das wir
nit bekennen, das bey den allerheyligsten auch konden Judas sein. Allenthalb ists
leyder vollen ergernüssen, das wir aber hie von der Teüffern fehl und sünd erzelet
haben, erkennen die mit behafftet gar nit für fehl und sünd, sonder wöllen in
solichem recht thun und Gott dienen, ja verdammen alle, die ynen in dem nit zu-
fallen. Es gohn täglich leider fil schwerer ergernüß auch bey denen für, die unser
lere bekennen, nieman ist aber, ders billiche, ders vertädigen476 wölle |t2a|, man
loßt sünd sünd sein, laster laster, daher mag man dan zur besserung wider-
kommen. Das von teüffern so ferr ist, das sy uber erzelete yrthumb und fehl auch
sterben. Nun ist je das höchst an der leere gelegen, am glauben, an der haltung des
gemiets. Urteyle man nun ja die böum von früchten!
472. Vgl. J. Rauscher: Württembergische Reformationsgeschichte. Stuttgart 1934. S. 84ff.;
auch S. 53 ff.
473. Zeugenaussagen.
474. Zur Ketzerei der Wiedertäufer vgl. Harnack, A. I, S.474.
475. Hölle. 476. Verteidigen.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften