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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0222
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

widerspil ist bey allen unangefochtnen Christen des orts auß vor dargebnem on
allen zweyfel.
Ewere Prediger wie andere auch, so in diser sach streitten, haben sich gar in
dem verirret: Man neme jederman in die kirch, do geh kein statlich versagen und
bekennen für, domit so neme der böse hauff in der kirchen uberhandt und gange
die kirche zuletste zugrund, wöllen aber nit sehen, das der Herr will also aller
deren kinder, so seinen namen tragen und wo er sein gmein gibt, in dieselbige zu
seinem gnadenbundt uffgenommen haben, domit nieman verkürtzet486 und seine
gnad durch die kirch jederman anbotten und mitteylet werde. Wenn wir nun
disem befelh trewlich nachkämen, so würde der Herr seinen segen desto reych-
licher dazu geben. Er würt je nit heyssen ins hymelreich nemen, die es verwüsten.
Das müste aber denn auch darbey sein, das wir seinem befelh in der Christenlichen
zucht gegen den geteüfften mit allem fleiß nachkemen und was böck sein wolten,
beyzeiten auß dem schaffstall thäten.
487Was? Daher ist man leyder in den abfal kommen, das man im kindertauff
meer uffs dieners werck ettwan gesehen hatt, dann das man die kinder in warem
glauben unserem Herren Jesu zubracht hette. Demnach hatt man sy auch nit mit
rechtem fleyß uffgezogen, gegen den alten alle straff, warnung und bann fallen
lossen, angefangen, andere mitler zu Gott dann un | t4a | seren Herren Jesum zu
suchen, in dem ist man gar488 vom glauben, von lieb und allem güten abkommen
und in diß Babylonische gefengknüß489 gerathen, in deren wir leyder nun so lange
zeit gelegen synd. Auß deren werden wir uns mit abthun des kindertauffs nit
helffen, sonder tieffer darein verstecken, wie wir leyder nur zu wol sehen bey allen,
die den kindertauff haben abgethon, by welchen doch uberal kein rechte lere,
glaube noch liebe bleybt, nichts uberal ist da dann des teüffels marter, falscher
schein und gleyssen. Also plaget Got disen frevel wider sein heylges wort und die
gnädige anbietung seiner Götlichen gnaden uber die armen kindlin490. Liessen wir
uns seine theüre zusag, das er auch unser kinder Gott sein wille, recht zu hertzen
gohn, brechten, vertröstet uff dieselbige, unsere kinder zum Herren, liessen die
nach dem befelh des Herren im durch seine kirch eingeleibet werden, hetten nit
zweyffel, diß were des Herren werck, der es also befolhen, in des namen es die
kirch auch thut, hielten fürtan am gepett für die kinder, so sy der zucht vehig491,
zügen wir sy trewlich dem Herren uff, wens dohin dann komen wolte, das jemantz
die kirch nit wölte hören, verbanneten denselbigen nach genugsamer vorgangner
verwarnung, weren alle wie glider eins leibs zu gmeiner uffbawung desselbigen
eyfrig und getrew, do würde uns der Herr die herlicheit seines reichs recht sehen
lassen. Dohin müsten wir trachten, dermassen ists hievor in der kirchen gestanden,
486. Geschädigt, benachteiligt.
487. Woher der abfall kome. [Marg.].
488. Völlig.
489. Vgl. WA 2, S.226.
490. Wie man die kirch reformieren solle. [Marg.].
491. Zum Verhältnis von Taufe und Erziehung vgl. Tertullian: De baptismo 18; CChr ser.lat.
I,I, S.292f

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