BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT
223
Der menschen hendel sind onentlicher massen zerteylet und verendret und
mage nit in allen sachen eygner bescheidt gegeben werden, darumb hatt unser
Herre Jesus das gepott der waren liebe geheissen sein gebott500; wo die sein
würt, do ist auch der heylig geist, und würdt man alle ding ordenlich und recht
anschicken zur besserung. Unser Herr leret nur die waren buß und rechten glau-
ben an sich, der durch die liebe thätig und im leyden gedultig und standthafft ist,
bekennet in Christum, unsern Herren, wo er solle, und bessert jederman. Die
Apostel, denen nun die haußhaltung der kirchen befolhen, die haben, das vom
Herren wol mit namen nierget gemeldet ist, aber warlich in dem, das er gemeldet,
begriffen, alß wir das in geschichten der Apostel und den Epistolen Pauli klärlich
sehen, weiter geordnet. Do sich der streit erhub ob den Cerimonien des gesatzes,
sahen die Apostel die gelegenheit501 der kirchen an und erkannten der zeit zu
Christenlichen friden derselbigen vonnöten sein, wie sy es setzeten Act. 15 [20],
das sich die Heyden des götzenopffers, des erstickten und bluts zu essen enthielten.
Nochdem aber nun die kirchen hernaher vernamen, dieselbige notwendigkeit nit
| u4a | meer sein, do haben sy eben aus dem heyligen geist, auß dem sy vorgesetzet
was, solche satzung nachgelassen und yederzeit das geordenet, das zu uffbawung
des glaubens dienen möchte.
Schlecht, was nit auß glauben geschicht, das ist sünd [Ro 14,23], darumb nichts so
gering ist, was die Christen ingemein oder sonders thun, müssen sy allweg eyn
gewisses wort Gottes darumb haben, daruff sy es thun. Ir habt zu Münster auch
Ewere kirchenordenung und gepreüch502, davon ir freylich kein solches auß-
trucket wort von habt, als Ewere Prediger des kindertauffs halb begerent: Teüffet
die kinder! Noch so ir solche ewere ordenung besserlich befindet, habt ir schon
ewer wort Gottes drumb: Das alles solle in der gemein ordenlich und zur besse-
rung beschehen, uff wölches wort Ewer Prediger auch wöllen gründen, das sy
von der wahl der diener des Evangeli schreiben503. Dan sy je an einigem ort aller
schrifft504 nit haben: Die Evangelischen Prediger sollen jeder von seinem Pfarr-
volck erwelet werden.
Also würdts bey allen Christen unleügbar sein, das zweyerley wort und gepott
Gottes seind, wie zwar in allen gesetzen sein müsse, in worten der schrifft auß-
getrucket und auß dem, so yn der schrifft außtrucket ist, recht und wol geschlos-
sen. Der ersten sind: Thut nichts zu noch von dem, das Mose gepotten hat! Uff
den Sabbath thut aller ding kein werck! Der leye esse nit von geweiheten broten!
Ir jünger, thut mir das zu gedechtnüß! Der man scheide sich nit vom weib, das
weib nit vom man! Das weib sey dem man underthon! Die den geist der zungen
oder weissagung haben, brauchen in! Yr solt kein blut oder ersticktes essen! Diß
sind eitel im buchstaben außtruckete gepott und befelch Gottes.
Der anderen, so in disen außgetruckten begriffen sind und auß denselbigen
500. Die liebe ordenet alles. [Marg.].
501. Lage, Situation.
502. Vgl.SMTG I, S.130.
503. Vgl.ebd., S.131.
504. An keiner Stelle der ganzen H.Schrift.
223
Der menschen hendel sind onentlicher massen zerteylet und verendret und
mage nit in allen sachen eygner bescheidt gegeben werden, darumb hatt unser
Herre Jesus das gepott der waren liebe geheissen sein gebott500; wo die sein
würt, do ist auch der heylig geist, und würdt man alle ding ordenlich und recht
anschicken zur besserung. Unser Herr leret nur die waren buß und rechten glau-
ben an sich, der durch die liebe thätig und im leyden gedultig und standthafft ist,
bekennet in Christum, unsern Herren, wo er solle, und bessert jederman. Die
Apostel, denen nun die haußhaltung der kirchen befolhen, die haben, das vom
Herren wol mit namen nierget gemeldet ist, aber warlich in dem, das er gemeldet,
begriffen, alß wir das in geschichten der Apostel und den Epistolen Pauli klärlich
sehen, weiter geordnet. Do sich der streit erhub ob den Cerimonien des gesatzes,
sahen die Apostel die gelegenheit501 der kirchen an und erkannten der zeit zu
Christenlichen friden derselbigen vonnöten sein, wie sy es setzeten Act. 15 [20],
das sich die Heyden des götzenopffers, des erstickten und bluts zu essen enthielten.
Nochdem aber nun die kirchen hernaher vernamen, dieselbige notwendigkeit nit
| u4a | meer sein, do haben sy eben aus dem heyligen geist, auß dem sy vorgesetzet
was, solche satzung nachgelassen und yederzeit das geordenet, das zu uffbawung
des glaubens dienen möchte.
Schlecht, was nit auß glauben geschicht, das ist sünd [Ro 14,23], darumb nichts so
gering ist, was die Christen ingemein oder sonders thun, müssen sy allweg eyn
gewisses wort Gottes darumb haben, daruff sy es thun. Ir habt zu Münster auch
Ewere kirchenordenung und gepreüch502, davon ir freylich kein solches auß-
trucket wort von habt, als Ewere Prediger des kindertauffs halb begerent: Teüffet
die kinder! Noch so ir solche ewere ordenung besserlich befindet, habt ir schon
ewer wort Gottes drumb: Das alles solle in der gemein ordenlich und zur besse-
rung beschehen, uff wölches wort Ewer Prediger auch wöllen gründen, das sy
von der wahl der diener des Evangeli schreiben503. Dan sy je an einigem ort aller
schrifft504 nit haben: Die Evangelischen Prediger sollen jeder von seinem Pfarr-
volck erwelet werden.
Also würdts bey allen Christen unleügbar sein, das zweyerley wort und gepott
Gottes seind, wie zwar in allen gesetzen sein müsse, in worten der schrifft auß-
getrucket und auß dem, so yn der schrifft außtrucket ist, recht und wol geschlos-
sen. Der ersten sind: Thut nichts zu noch von dem, das Mose gepotten hat! Uff
den Sabbath thut aller ding kein werck! Der leye esse nit von geweiheten broten!
Ir jünger, thut mir das zu gedechtnüß! Der man scheide sich nit vom weib, das
weib nit vom man! Das weib sey dem man underthon! Die den geist der zungen
oder weissagung haben, brauchen in! Yr solt kein blut oder ersticktes essen! Diß
sind eitel im buchstaben außtruckete gepott und befelch Gottes.
Der anderen, so in disen außgetruckten begriffen sind und auß denselbigen
500. Die liebe ordenet alles. [Marg.].
501. Lage, Situation.
502. Vgl.SMTG I, S.130.
503. Vgl.ebd., S.131.
504. An keiner Stelle der ganzen H.Schrift.