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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0237
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

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sy vor in irem gesetz geleret, das sy das sonder außerwelet volck weren von allen
völckeren und das Gott andren völckeren seinen bundt nit hette mitgeteylet,
darumb sy auch der Heyden kein gmeinschafft haben solten: Diß ist auch die
ursach, das des Herren befelch und der Apostel lere und exempel als dohin gohn,
das dise geheimnuß erkennet wurde, das die Heyden mit den Jüden solten mit-
erbig, mitleibig und mitteylhafft sein der verheissung Gottes, dan dise geheymnuß
by allen Jüden seer schwerlich angenommen warde. Ja, daher kame es, das die
Jüden, so das Evangeli und Christum angenommen hatten, ymer die Heyden zu
der haltung irer cerimonien und der beschneidung zu bereden552, so fil fleiß fur-
wanten, das der heylig Paulus gar nach553 in allen epistolen dawider zu fechten
hatt.
Noch ein einrede haben Ewere Prediger wider diß Pauli: Ewere kinder sind
heylig, 1. Cor. 7 [14], welchem sy den verstand geben, sy sind nit hurnkinder554
Das ist wol bald555 von inen also geredt, aber warlich der schrifft nach zu reden
heisset heylig, wen man von leütten redet, das zur gemein Gottes und in bundt
Gottes geheiliget ist. Und dermaß auch Paulus hie von der heyligung redet, die
vom glauben des gleubigen weibs herreichet, hat man zu sehen, das der Apostel
den kinderen weitere heilichkeit zugibt, dan das sy nur ehkinder syen. Von dem
unglaubigen man sagt er nit, das er heylig sye, sonder geheyliget, das ist, darzu
teuglich worden, das yn ein gleubigs weib zu | y4a | irem eehman haben müge
und Gott von im kinder geperen. Die kinder, die nennet er heylig, darumb sy umb
der gleubigen mütter willen Christo angehören, wie es mit dem heiligen Augu-
stino sich gehalten hatt556. Es folget hernaher in disem capitel von der ledigen:
Die ledige sorget, das sy heylig seye an leib und geist [I Kor 7,34], was ist das
anders, dan das sy iren leib und geist gentzlich den geschefften des reichs Gottes
ergebe? Aber uff disen spruch haben wir die sachen nit gesetzet, sonder als uff das,
das unser Herr Jesus die gnad Gottes gegen den Jüden und heyden nit eingethon,
sonder erweyteret hatt und derhalb, do er befelch gegeben, die völcker in seinen
bundt uffzunemen, hatt er in demselbigen befolhn, auch aller deren kinder in
seinen bundt mit dem tauff uffzunemen, die ymer in seinen bundt komen. Mit
disem stymmet nun der verstand557, den wir auß den worten Pauli: Ewere kinder
sind heylig, nemen, darumb setzen wir in dem verstandt, den Ewere Prediger
geben, fur; frömme Christen syen richter!
Ob man auch der ungleubigen kinder teüffen möge.
Cap. XXII.
Noch eins haben Ewere Prediger in der widerlegung des Marpurgischen radt-
schlags der gottlosen kinder halb558; Meynen, so Christus mit Belial kein gemein-
552. Vgl.Apg 15,10. 553. Nachgerade, nahezu.
554. Hurnkind = uneheliches Kind.
555. Kühn, vorschnell.
556. Augustin: Confessiones 3,11,19; CSEL 33, S.60f.
557. Verständnis, Sinn. 538. Vgl.SMTG I, S. 136.
 
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