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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0239
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

235
seinen genädig sein. Ist vatter und mutter schon ungleubig, sind villeicht ire
altvätter und alt muter gleubig gewesen. Ezechias und Josias566 hatten seer gott-
lose eltern gehebt, Gott sagt aber, sy mustend seins knechts Davids geniessen.
Wie offt tregt sichs dan zu, wo der vatter schon ungleubig, das die muter gleubig
und herwiderumb, so die mutter ungleubig, der vatter gleubig ist; das lasset im
nun Gott genug sein, dozu das die kinder heylig seyen und zu seinem reich uff-
genomen werden.
567Ach, man redet ymer von sachen, als ob wir mit der eusseren kirchenhand-
lung allweg mit der wahl Gottes müsten zutreffen568. Das ist nit. Uff unsere maß
heisset uns Gott handlen, und also, das unserthalb niemant der gmeinschafft seines
reichs beraubet werde, ligt im nichts daran, das seine zeit auch böck under den
schaffen, unkraut under dem weyssen569 ist. Allein, das wir mit zeytigem gepet,
lere und straff dem argen begegnen, sofil er uns will, das wir dem begegnen sollen.
Wir bitten fur jederman und nemen alle kinder deren, die by uns sich halten und
den namen Christi tragen, in bundt Christi, also auch alle, die bekennen, das sy
Christo glauben. Do stoht alles unser thün hin, dem Herren wöllen wir zu seinen
eeren dienen, und dieweil wir seine wahl nit wissen, sollen wir nach seiner ord-
nung und zusag, die er uns gegeben, handlen, wenn er nit will, den wöllen wir
auch nit, solang aber er uns das nit eröffnet, bleyben wir | z 1 b | bey seinem
gemeinen bescheid.
Darin haben wir darumb kein gemeinschafft mit Belial, werffen auch die perlin
nit fur die sew, noch das heylthumb fur die hund. Sew sind, die mit wissen offent-
lich das wort Gottes verachten und mit füssen tretten. Hund, die im auch wider-
sprechen, das thün die armen kindlin, die schon götlose eltern haben, nit. So ist
eben der Gott, der uns verbotten, diese berlin fur die sew zu schutten und das
heyltumb den hünden furzuwerffen, der Abraham befolhen hatt, aller deren kinder,
die in seinem gewalt waren, zu beschneiden, on einigen underscheid, von der
elteren götlosigkeit oder götsäligkeit genomen570. Nun wolte Got auch, das der
Abraham vor im solte wandlen und volkomen sein und mit Belial kein gmein-
schafft haben.
Es ist ein schwere anfächtung in disen leuten, das sy ymer förchten, man bringe
zefil leut zu Christo, meinen ymer, der sachen solle geholffen werden, wann sich
wenig unsers Herren annemen, in dem sy warlich, wo sy wolten ires sins fur-
faren571, werden die besten außwerffen und die nichtigsten hineinnemen. Man
besehe doch alle die reden und gleichnussen des Herren von seinem Evangeli und
kirchen, hatt es der Herr doch so wol außgetrucket, das er sein reich hie zum
allergemeinisten haben will, onangesehen, das das Evangelisch garn572 auch faule

566. Vgl.2 Kö 16,20; 2 Kö 21,24.
567. Die kirch solle alles herynziehen, was sy kan und darnach auß ubung der die bewerten kundtlich
machen. [Marg.].
568. Zutreffen = übereinstimmend handeln.
569. Weizen.
570. Unterschied ..., abgeleitet von ...
571. Furfaren = eine Tätigkeit fortsetzen.

572. Garn = Fischnetz.
 
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