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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0245
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

241

und nit auch Christus und durch den die verzeyhung der sunden? Ach, Gott, wie
ein groß gifft ists, ab594 den brüdern ain unzeitigen595 unwillen haben, wenn sy
dan schon wie Gott selb reden, muß es ymer letz596 seyn!
Johannes hatt ja die buß geprediget und in die buß geteüffet, aber nit allein; wo
lißt man im Matth, oder in einem ort | A2a| aller schrifft diß allein? Uff Christum
hatt er vor allem gewysen und von dem verzeyhung der sunden versprochen.
Lieben brüder, nit faren so durstig597, sehen die Schrifft baß an!
598Und waß buß hatt dan Johannes auch geprediget? metanoia stoht, das ist ein
rew uber das man begangen hatt, hatt er nun ein verzweyfflende buß, die verder-
bet, oder eyn hoffende buß, das uns Gott verzeihen wölle, die sälig machet, gepre-
diget? Freylich er wirt die seligmachende buß geprediget haben. Nun, die ist nicht
dan auß liebe zu Gott und hoffnung der verzeyhung, rewe uber die sunde und
willen haben, sich zu besseren. Darumb, wo er nit hette verzeihung der sunden
geprediget und die in Christo, unserem Herren, zugesagt, hette er doch kein heil-
same buß geprediget oder bey yeman erwecken mögen. Nun aber hatt er gepredi-
get das lemblin, das die sund der welt hinnymmet599 und der mit dem heyligen
geist tauffet, und also geleret, uff glauben der verheyssung sich bessere und buß
thun.
Das ander, das Ewere Prediger fur iren grund furgeben, ist, der Herr habe ver-
kundigung der sunden den Apostolen befolhen zu predigen, do er am creutz fur die
sund schon bezalet und sein reich eingenomen hatt; das ist war, was nymets aber
dem, das Johannes auch das Evangeli und verzeyhung der sunden geprediget
habe? Es ist abermal ignorantia Elenchi. Wir hoffen je nit, das Ewere Prediger des
irthumbs seyen, des etliche widerteüffer, das der verdienst und tod Christi nit auch
allen denen geholffen habe, die vor seiner menschwerdung an Gott und also auch
uff seine zukunfft glaubet haben. Doch, wie gesagt, so ist die predig der verzeihung
der sunden weder by dem Johanne oder den vorigen propheten so gwaltig gangen
als nach der erlösung Christi. Noch wer je an Gott glaubet, der hat dem Evangeli
von verzeihung der sunden glauben müssen. Es kan | A 2 b | sich je nieman zu Gott
ymermeer etwas guts versehen, der nit glaube, das er im genädig sein und seine
sund verzeihen wölle. Es richtens frommen Christen! Es ist nit vergebens, das der
Herr die liebe vor allem forderet, wo die nit ist, wurt es alles verkeret, nichts
rechts verstanden noch außgelegt, und muß man widerpart halten, wenn man
schon nit weißt warumb. Diß begegnet dann offt auch sust erbaren Leuten und
die solichen mangel von sich selb gar ungern glauben. Es heisset: Wachent und
bettet, das ir nit in versuchung gefüret werden [Mt 26,41]!
594. Von.
595. Unpassenden.
596. Verkehrt.
597. Nit faren so durstig = verfahrt nicht so kühn, keck!
598. Was bus Johannes geprediget. [Marg.].
599. Vgl.Jo 1,29.
 
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