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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0246
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

Vom heiligen abentmal Christi, und erstlich, was hievon unser glaube,
darnach, wie wir in dem Ewer Prediger leere erkennen.
Cap. XXIIII.
Damit unser glaub und haltung vom heyligen abentmal Christi, unsers Herren,
recht vernomen werde, bitten wir Ewere liebe, frommen herren, freund und
brüder, ir wöllend, das wir hievor von sacramenten in gemeine bekennet und dar-
geben haben, wider bey euch lesen und erwegen600. Es wirt freylich das ein jeder
Christ bekennen, das es unserem Herren Jesu in allen denen handlungen, so er in
seiner kirchen übet und durch seine diener wil geübet haben, darumb zu thun ist,
das uns geholffen werde. Nun spricht er: Wer an mich glaubet, hatt das ewig leben
[Jo 6,47]. Der gerecht lebet seins glaubens [Ro 1,17], derhalb wirt alle handlung des
Herren in seiner kirchen dahin gericht sein, das wir im warlich glauben und in
solichem glauben ymer wachsen und zunemen. Dan so fil diser glaub wachset, so
fil wachset auch die liebe zu Gott und folgens auch die liebe zum nächsten mit
aller heyligkeit.
601So stoht nun diser glaub aller daryn, das wir dem Herren glauben geben, das
er, wie er uns zugesagt, unser heyland sein wölle, und das in dem, alß wir von
gantzer art und natur ver-|A 3 a | dorben sein und unser fleisch und blut das reich
Gottes nit ererben mag, 1. Cor. 15 [50], ja auß dem ymer wider Got, unsern hymel-
schen vatter, sundigen, das er uns durch seinen todt gnad und verzeihung der
sunden bey dem vatter erlange, das uns der vatter unsere ungerechtigkeyt nit zu-
rechne. Und dann, das er auch dise unsere verderbte natur in uns abthu und er in
uns lebe, uns mit sich selb bekleyde, sein fleisch und blut uns zur speyß gebe, das
jetz nit wir, sonder er in uns lebe, das wir seine glider, fleisch von seinem fleisch
und gebein von seinem gebein seind.
Dise gemeinschafft sein selb beutet uns der Herr an in seynem gantzen Evan-
gelio, aber mit den heyligen sacramenten, welche sichtbare wort und Evangelien
sind, wie sy der heylig Augustinus heysset602, ubergibt er uns durch den dienst
der kirchen dise seine gemeinschafft. Alles, wie oben erkläret und bewäret ist. Im
tauff zeucht man uns Christum an, im heyligen abentmal speyset man uns mit im.
Er ist das war hymelbrot, welches der welt das leben gibt [Jo 6,33].
603Derhalb, do unser Herr Jesus sein gedechtnuß, das ist sein Evangeli, uns
zum herrlichsten zu üben befelhen wolte, thett er das in der nacht, do er verratten
warde, do er sich jetz selb fur uns, das recht lemblin, das uns von aller dienstbarkeit
und ungemach erlöset, zur schlachtung geben wolte und darumb auch nach der
begengnuß der alten osteren: Name brot, saget danck, brache es und gabe es seinen
jüngern und sagte: Nemet, esset! Das ist mein leib, der fur euch hingeben wurt, thut mir
sollichs zu gedächtnuß! [Lk 22,19] Brot hatt er genommen und geben und essen
heissen, on zweiffel brot haben auch die jünger von im entpfangen und geessen.
600. Alle lere und sacramenten in der kirchen sind zu erbawen den glauben an Christum. [Marg.].
601. Was der Christlich glaube glaubet. [Marg.].
602. Augustin: In Ioh.ev.tr. 80,3; CChr ser.lat. 36, S. 529.
603. Wie der Herr dise sacrament eyngesetzet. [Marg.].

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