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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0262
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

675Die alten haben von eusserlichen dingen gehalten, wie hoch sy wöllen, wie-
wol sy in dem als uff die zusage, die der Herr der kirchen gethon, gesehen haben
und auff kein eusserlich ding fur sich selb, noch haben sy warlich alles unser heyl
uff Christum gesetzet. Wie dan D. Luther ym anfang und noch ymer den reynen
glauben an unseren Herren Jesum geprediget, on den uns alles gifft und tod ist,
zeugen seine bücher. Machet nun diser glaub kinder Gottes, leibet er Christo ein,
bringet er das ewige leben, wie das wir, die uns doch dises glaubens zu allen teylen
rhümen, uns nit mit meer liebe und theurschetzung durcheinander annemen,
bevor haben, und wo es je fehlet, nit also gleich hinzuwerffen, zu trennen und
ymer ein newes anzufahen, sonder sollichs mit recht Christlicher senfftmut und
eyfer zu besserem fleyß furwenden? Es ist nur eine kirch Christi, glider müssen
wir gegeneinander sein und uns also beweysen oder aber gar nit Christi sein. Diß
geben uns unser heyland und Herr Jesus Christus einmal recht zu erkennen, so
werden uns fil disputationen empfallen, an welchen wir jetzund meinen, es stande
gleich fil676! Wir werden auch anderer meinung und thun zu verdammen uns gar
fil baß bedencken, uns nymme so leichtferig denen entgegen setzen, die auch
Christum suchen, wie |D 3 b | jetz fil thun, die meinen, sy haben domit Christliche
freyheit erhalten und dem newen Papsthumb erweret, wenn sy nieman hören,
niemans achten, alles nach irem synn anrichten und könden denen widersprechen,
welche man doch sicht, das sy Gott zu seinem werck herrlich und mit grossen
früchten gebrauchet hatt und noch, welche frucht dise wol verstören, aber niergent
besseren, welches die that leyder zufil erweyset. Ja, schreyen sy, man müsse
Christum lossen seine kirch regieren, leren wen und wie er wille, den heyligen
geist nit einthun, gleych als ob man jetz in den kirchen des reinern Evangeli
solichs furhette; dise reden sind war, bringen aber das nit, das sy furhalten, näm-
lich das nierget kein Evangeli, keine glider noch kirche Christi seyen und das man
erst warten müste uff ire kunfftige Apostel. Man solle ymer leren, man muß aber
auch einmal ein wissen erlangen, wann und was man glaube, das Evangeli Christi
muß man also fassen, das man ein Engel vom hymel verbannen konde, der ein
anders bringen wolte677. Der Herre wölle sich unser erbarmen und recht zu seinen
eeren demütigen, gelassen und eyferig machen! Die gnad und der fride des Herren
sey allzeit mit euch!
E.F.W. Gutwillige
Die Prediger des Evangeli Christi
V. Herren zu Straßburg.
D.Wolffgang Capito M.Bucerus
D. Caspar Hedio Symphorian Pollio
M. Mattheus Zelle. M. Diebolt Schwartz.
Zu Straßburg durch Matthiam Apiarium, den dritten in mertz, im jar 1534.

675. Die alten haben auch alles uff Christum gesetzet. [Marg.].
676. Es stehe viel an ihnen, sie bedeuten viel.
677. Vgl. Gal 1,8.
 
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