FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO
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Ambrosius Blaurer in einem Brief vom Juni 1533 Bucer, daß die »Dialoge« von
vielen erwartet würden, und mahnte ihn, »dieses öffentliche Gut« nicht länger zu
verbergen, »von dem Sicherheit und Ruhe für die mißlichen Verhältnisse zu er-
hoffen ist. Alle schätzen neben der seltenen Bildung und dem sicheren Urteil
Deine unvergleichliche Bescheidenheit, die den Starrsinn vieler schon besiegt hat;
möge sie auch jetzt uns zu Hilfe kommen. Doch Du wirst nichts versäumen.«22
Bucer beherzigte den Rat des Freundes, sandte ihm am 8. September seine »Dia-
loge, erste Reihe« und erbat offene Kritik23. Diese erhielt er von Blaurer sechs
Wochen später: »Wir erwarten mit Spannung den zweiten Teil Deiner Dialoge;
der erste hat uns so gefallen, daß wir behaupten, es sei bis jetzt kaum etwas Ein-
facheres und Gründlicheres geschrieben worden.«24 Am 10. Oktober äußerte sich
auch Melanchthon in einem Schreiben an Bucer begeistert über dessen Schrift:
»de meo animo persuasissimum tibi esse volo, te a me vere ac plurimum amari«25.
Dem Datum dieses Briefes können wir entnehmen, daß die >Furbereytung zum
Concilio< vor Anfang Oktober fertig vorlag. Da es jedoch naheliegt, daß auch
Ambrosius Blaurer schon den Druck, und zwar eines der ersten Exemplare, in
Händen hatte, wird das Erscheinen der Schrift um die Monatswende August/
September 1533 anzusetzen sein26.
2. Zum Inhalt der Schrift
Wie schon der Titel sagt, richtet sich die vorliegende Schrift an die wahren
Christen der beiden kirchlichen Parteien und versteht sich als eine Vorbereitung
nicht nur auf letztere Schrift anzuspielen, da ebenso die >Furbereytung< im weiteren Titel »etliche
... gespräch« genannt wird und B. sie im Begleitschreiben an Wilhelm von Neuenaar als >Dialogi<
bezeichnet (vgl. die Beilage S. 362, Anm. 14). Das einzige Argument für Baum ist ein Vermerk
Huberts auf einem der Exemplare der >Dialogi< »Hujus Dialogi meminit in Epistola ad Frechtum
et Somium. Anno 1533, 12.Februar« (Baum,J. W., S. 598). Nach den genannten Argumenten für
die >Furbereytung< muß hier ein Irrtum Huberts angenommen werden.
22. Schieß I, S.400f. 23. Vgl. ebd., S.419.
24. Ebd., S.434. Aus dieser Korrespondenz geht weiter hervor, daß B. außer der >Furberey-
tung< noch andere Dialoge vorbereitete; denn daß hier verschiedene Teile dieser einen Schrift
gemeint sein könnten, ist bei ihrer inneren Einheitlichkeit kaum denkbar. Diese Vermutung wird
von der >Furbereytung< selbst bestätigt durch ihre Hinweise auf noch fehlende Dialoge. Auf
Bl.B3bf., S. 280 f., werden ausdrücklich zwei Dialoge über die beiden Sakramente genannt und auf
Bl. O5b, S. 359, Anm. 11, ein weiterer über Fragen zu einem »christlich Concilium«. Dieser letzten
Stelle können wir außerdem entnehmen, daß das Gespräch zwischen den gleichen Partnern Got-
prächt und Gothertz stattfinden sollte. Dagegen muß wohl die Erwähnung einer früheren Klage
Gotprächts auf Bl. O2b, S. 353, rhetorisch verstanden werden. Ob die genannten Dialoge wirk-
lich schon im Manuskript vorlagen oder ihre Abfassung von B. zunächst nur beabsichtigt war,
ist unbestimmt. Möglicherweise wurden Teile aus ihnen für spätere Dialoge verwandt, selbständig
im Druck erschienen sie offensichtlich nicht; vgl. Eells, S. 160.
25. CR Mel 2, Sp.675.
26. Dieses wird nachträglich bestätigt durch das Begleitschreiben zum vorliegenden Dialog an
einen der beiden Widmungsträger, Graf Wilhelm II. von Neuenaar: der Brief ist auf den 7. Sep-
tember 1533 datiert; vgl. die Beilage S. 362.
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Ambrosius Blaurer in einem Brief vom Juni 1533 Bucer, daß die »Dialoge« von
vielen erwartet würden, und mahnte ihn, »dieses öffentliche Gut« nicht länger zu
verbergen, »von dem Sicherheit und Ruhe für die mißlichen Verhältnisse zu er-
hoffen ist. Alle schätzen neben der seltenen Bildung und dem sicheren Urteil
Deine unvergleichliche Bescheidenheit, die den Starrsinn vieler schon besiegt hat;
möge sie auch jetzt uns zu Hilfe kommen. Doch Du wirst nichts versäumen.«22
Bucer beherzigte den Rat des Freundes, sandte ihm am 8. September seine »Dia-
loge, erste Reihe« und erbat offene Kritik23. Diese erhielt er von Blaurer sechs
Wochen später: »Wir erwarten mit Spannung den zweiten Teil Deiner Dialoge;
der erste hat uns so gefallen, daß wir behaupten, es sei bis jetzt kaum etwas Ein-
facheres und Gründlicheres geschrieben worden.«24 Am 10. Oktober äußerte sich
auch Melanchthon in einem Schreiben an Bucer begeistert über dessen Schrift:
»de meo animo persuasissimum tibi esse volo, te a me vere ac plurimum amari«25.
Dem Datum dieses Briefes können wir entnehmen, daß die >Furbereytung zum
Concilio< vor Anfang Oktober fertig vorlag. Da es jedoch naheliegt, daß auch
Ambrosius Blaurer schon den Druck, und zwar eines der ersten Exemplare, in
Händen hatte, wird das Erscheinen der Schrift um die Monatswende August/
September 1533 anzusetzen sein26.
2. Zum Inhalt der Schrift
Wie schon der Titel sagt, richtet sich die vorliegende Schrift an die wahren
Christen der beiden kirchlichen Parteien und versteht sich als eine Vorbereitung
nicht nur auf letztere Schrift anzuspielen, da ebenso die >Furbereytung< im weiteren Titel »etliche
... gespräch« genannt wird und B. sie im Begleitschreiben an Wilhelm von Neuenaar als >Dialogi<
bezeichnet (vgl. die Beilage S. 362, Anm. 14). Das einzige Argument für Baum ist ein Vermerk
Huberts auf einem der Exemplare der >Dialogi< »Hujus Dialogi meminit in Epistola ad Frechtum
et Somium. Anno 1533, 12.Februar« (Baum,J. W., S. 598). Nach den genannten Argumenten für
die >Furbereytung< muß hier ein Irrtum Huberts angenommen werden.
22. Schieß I, S.400f. 23. Vgl. ebd., S.419.
24. Ebd., S.434. Aus dieser Korrespondenz geht weiter hervor, daß B. außer der >Furberey-
tung< noch andere Dialoge vorbereitete; denn daß hier verschiedene Teile dieser einen Schrift
gemeint sein könnten, ist bei ihrer inneren Einheitlichkeit kaum denkbar. Diese Vermutung wird
von der >Furbereytung< selbst bestätigt durch ihre Hinweise auf noch fehlende Dialoge. Auf
Bl.B3bf., S. 280 f., werden ausdrücklich zwei Dialoge über die beiden Sakramente genannt und auf
Bl. O5b, S. 359, Anm. 11, ein weiterer über Fragen zu einem »christlich Concilium«. Dieser letzten
Stelle können wir außerdem entnehmen, daß das Gespräch zwischen den gleichen Partnern Got-
prächt und Gothertz stattfinden sollte. Dagegen muß wohl die Erwähnung einer früheren Klage
Gotprächts auf Bl. O2b, S. 353, rhetorisch verstanden werden. Ob die genannten Dialoge wirk-
lich schon im Manuskript vorlagen oder ihre Abfassung von B. zunächst nur beabsichtigt war,
ist unbestimmt. Möglicherweise wurden Teile aus ihnen für spätere Dialoge verwandt, selbständig
im Druck erschienen sie offensichtlich nicht; vgl. Eells, S. 160.
25. CR Mel 2, Sp.675.
26. Dieses wird nachträglich bestätigt durch das Begleitschreiben zum vorliegenden Dialog an
einen der beiden Widmungsträger, Graf Wilhelm II. von Neuenaar: der Brief ist auf den 7. Sep-
tember 1533 datiert; vgl. die Beilage S. 362.