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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0281
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FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO

277

lincke hand nit weiß, was die rechte thut70.Es seind auch etliche, mein Gotprächt,
an welchen diese predigen etwas guts geschaffet haben und noch schaffen, die man
irer früchten halb muß gute beum sein lassen. Aber dise spieglen sich nit71, so die
argen immer herfür tringen72und auch in irem argen gesehen sein | B1 b | wöllen.
5 Aber nachdem wir yetz wol weil und gelegenheit haben, laß uns in meinen garten
gohn und, wie wir uns dis offt fürgesetzet haben, einmal aus dem grund von disem
span73, der sich der Religion halb haltet zwischen euch, die man uff unserem teyl
papstisch heysset, und uns, die ewer part Lutherisch nennet.
Gotprächt: Ich hab eben yetzund wol der weil, will mit dir gohn, du must aber
10 nit zürnen, ich werde frey reden, was mir umbs hertz ist.
Goth.: In disen hendlen, mein Gotprächt, muß man nur frey sein, darumb rede
von allen dingen, wie es bey dir stot, es solle bey mir on allen zorn sein; allein,
zürne auch du nit, dann ich werde auch frey reden, aber doch in aller gotsforcht
und freündlickeit, sovil mir ymmer müglich und Got geben wirdt. Es sind ye
15 göttlich heylig sachen, dovon wir handlen wöllen.
Gotp.: Wolan, so laß unß gohn, ich will mich des auch halten, sovil mir Got
gnad geben will.
Goth.: So woluff, so wöllen wir gohn. Ich muß aber auff dein gethone reden,
alldieweil wir aussen74 gohn, etwas antworten; sichstu, mein Gotprächt, man will
20 euch und uns so gar weit trennen und zwen glauben machen, zwo religion, und
will yeder hauff den anderen gantz verdammen. Ich hoffe aber, es seyen zu beden
theylen viel lieber kinder Gottes, die man unbillich den menschen nachnennet75
und also geteylet haltet, so man mer alle weg und mittel, die ymmer möglich,
suchen und an die handt nemmen solte, damit die gotsförchtigen zu allen teylen in
25 Christo, unserem Herren, vereyniget wurden; daneben seind zu beden theylen
leider auch vil, die wol aussen schaffskleyder fürwenden76, seind aber in der war-
heyt nichts dann böck und wölff77, kommen in schaffstal Christi nimmer recht, die
muß man Got bevelhen und sie bey iren früchten kennen leren78, das man sich nur
vor inen wisse zu hüten und weder ewere noch unsere parten - du | B 2 a | wöllest
30 mir dise red, weil es doch leyder zu parten und abteylung bey uns christen, die ein
leib sein sollen, gerahten ist, zu gut halten -, nach haltung diser gleißner und
heuchler schetzen, noch vil weniger die lere auß solicher leben und tragen urthey-
len. Du hast mir do fürgeworffen, es sei wenig andacht und gotsforcht bey den
70. Vgl.Mt20,16; 22,14; 2Thess3,2; Mt6,3.
71. Das heißt: tragen ihre guten Früchte nicht zur Schau.
72. Sich drängen.
73. Zwist.
74. Nach draußen.
75. Nämlich »papistisch« bzw. »lutherisch«. Es gehörte schon seit den ältesten Zeiten zur
kirchlichen Praxis, dogmatische Gegner nach ihren Führern zu benennen und ihnen so die Zuge-
hörigkeit zur Kirche zu bestreiten. Diese Praxis hatten auch die kirchlichen Parteien des 16. Jahr-
hunderts in ihrer gegenseitigen Polemik auf gegriffen; vgl.Anm. 2.
76. Vorzeigen, vortäuschen.
77. Vgl.Mt 7,13.
78. Vgl.Mt 7,16.20.
 
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