Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0284
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
280

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

theyl uns ymmer schelten der ungehorsame, auffrur und zerrüttung guter policey94
in der kirchen Christi, des wir doch uns gentzlich vermeynen unschuldig sein.
Gotp.: Im namen des Herren. Es ist ja unser klag, das ir in der religion sachen
weder Bäpsten noch | B 3 b | Concilien gehorchen oder K[aiserlicher] M[ajestät] und
anderen stenden der Cristenheit. Ob ir nun hierin gehorsame oder ungehorsame,
eynhelligkeit oder zerrüttung beweysen und anrichten, urtheile du selb.
Goth.: Diß urtheyl wöllen wir hernaher fellen, wenn wir die hendel, darauff
solich urtheyl gohn solle, erörteret haben, und damit wirs zum nechsten angreiffen,
so seye das erst, davon wir auß dem grund handlen, der geystlichen gewalt und
gehorsame der kirchen. Sollen wir aber eygentlich erkennen, was der kirchen
gewalt und Jurisdiction seye, wie weit sie sich strecke, was sie vermöge, wem sie
befolhen, wie ir zu gehorsamen seye, müssen wir vor disem allem des eins sein,
was wir durch den namen Christliche kirch verstohn sollen.
Gotp.: Ist war. 94aSo seye recht der anfang, was doch die kirch Christi seye und
uns in diser disputation heyssen solle.
Goth.: Ich hielte darfür, es were ordenlicher, das wir vor davon handleten, wer
ein Christ oder christgleubig sol genennet werden, dann so die kirch und gemeyn
Christi ist die versamlung der Christen oder christgleubigen, es sei dann by dir
anders.
Gotp.: Nein, far für95.
Goth.: Ja, so will es ye die ordnung haben, welche jeder für christen oder
christgleubigen habe96.
Gotp.: Recht, sollen wir aber ordenlich davon reden, müssen wir uns vor97 des
glaubens vergleichen, was jeder heysse an Christum glauben.
Goth.: Wolan, so sey der anfang von glauben, dann on den ists auch onmöglich,
Got zugefallen, und wer zu Got kommen will, muß erstlich glauben, das er seye und denen,
die in suchen, ein vergelter sein werde, Heb. 11 [6]. Wir werden nun bald by dem garten
sein, wöllen wir recht mit der handlung beyten98, bis wir hinein kommen, das wir
die stille haben und uns niemand überlauffe99. So hab ich auch die Bibel im garten-
heußlin, das wir die sprüch, die wir anziehen werden, etwan besehen mögen.
Gotp.: Ich wolt, das Gotschalck und Gothart100 bey uns weren.
Goth.: Ich aber nit. Ire spän101 vom Tauff und |B4a | Sacrament seind so weit
nun bracht, das wir davon zu seiner gelegenheit besonders red haben müssen102;
wolte Got, wir konden uns yetzunden in unserem span recht nach göttlichem wort
94. Ordnung.
94a. Ordnung diser disputation. [Marg.].
95. Fahre fort.
96. Halte.
97. Zuvor.
98. Warten.
99. Dazwischenkomme, störe.
100. Gemeint sind wohl die Gesprächspartner in den bei Anm. 102 erwähnten Dialogen.
101. Zwistigkeiten.
102. Von disen werden zwen ander Dialogi folgen. [Marg.]. - Vgl. Einleitung, S. 265, Anm. 24.

5
10
15
20
25
30
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften