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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0291
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FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO

287

dasyenige, so uns dasselbige Evangeli von Christo Jesu, unserem Herren, fürhaltet,
sonders zweyffels annimmet und für war haltet, das nemlich er, Christus, unser
Herr, für unser sünd dem vatter genug gethon, uns seine huld und gnad in ewig-
keyt erlanget habe, wolle für uns stohn und uns endtlich zu ewiger seligkeit brin-
5 gen, hie auch des seinen geyst zum pfandt, sigel und versicherung mittheylen,
durch wöllichen die ware frommkeyt und alle tugendt in uns anheben und täglich
wachsen142. Disen glauben meinet der Herr, als er sagt: wer an mich glaubet, der hat
das ewig leben [Jo 6,47]. Item Johannes in der ersten Epistel am fünfften capittel [1]:
Wer da glaubet, das Jesus Christus ist, der ist auß Gott geboren. Item Paulus: Mit dem
10 hertzen glaubet man zur gerechtigkeyt, Roman. 10 [10], und zwar143 den mehren theyl,
wo die schrifft vom glauben redet, meinet sy disen waren, lebendigen, thettigen
glauben. Wo ir nun disen glauben ye vermeinten, den »gestalteten« oder sunst
glauben zu nennen, wo ir allein uns an solliche reden nit bunden, die doch weder
schrifft noch auch die heyligen Vätter geprauchet haben, uns auch nit verbutten,
15 vom glauben zu reden, wie Got selb und unser Herr Jesus sampt allen Prophe-
|C4b|ten und Apostolen geredt hat und ir auch billich reden solten, wurde die
sach unserthalb sonder144 streit sein. On das wir euch vermanen wolten, zu be-
dencken, das ir von göttlichen sachen nymmer besser reden kündet, dann Got selb
davon geredt hat, und das es auch alweg etwas verduncklung der warheyt Gottes
20 bringen muß, wenn wir in solichen sachen mehr lust haben, menschlicher dann
göttlicher weyse zu reden.
Gotp.: Man muß aber dennoch auch also reden, das der gemeyn hauff nit meine,
wenn er glaube on liebe und werck, das er nicht dest weniger selig werde.
Goth.: Man solle ja allweg die warheyt also predigen, das man sie verstande,
25 und den glauben Christi dermassen dargeben, das man gantz wol erkennen möge,
wenn man an Christum1 recht glaube. Wenn man aber dasselbige mit schrifftlichen
worten145 heller thun kan, als146 man in der ersten kirchen etlich hundert jar
gethon hat, was solle man doch die menschlichen dunckleren wort eynfüren?
Gotp.: Nun, sovil ich sehe, seind wir des glaubens halb nit weit voneinander,
30 wo yr anders ewers teyls alle also halten, wie du es fürgibests, das ir nemlich die
säligkeyt allein dem glauben zugeben, der durch die liebe und in allen guten
wercken thettig ist, und dabey doch auch zülossen, das ein glaub sey, den man
nach dem brauch der schrifft ein glauben nennen konde, der doch weder fromm
noch selig mache, dieweil er on lieb und gute werck ist, wölt der wort und namen
35 halb, wie man dise bede glauben nennet, mit nieman streiten, yederman des orts
frey lassen, so fer147 das man euch auch frey und recht reden lasse, wann ir mit der

i) Christnm.
142. Vgl.Gal 1,4; Eph 1,7 u.ö.; Ro 5,15; Eph 1,13; 1 Thess 5,9f.; 2 Kor 1,22; Eph 1,14; 3,16f.
143. Wahrlich, in der Tat.
144. Ohne.
145. Das heißt: mit Worten der Heiligen Schrift.
146. Als = wie. Vgl. Einleitung, S. 267 f.
147. Fern.
 
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