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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0293
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FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO

289

Gotp.: Ich möcht leyden153, lieber Gothertz, man redte unsers theyls göttlicher
schrifft am aller gemessisten154, doch das dem armen einfaltigen man der sin der
schrifft allweg getrewlich wurde dargeben. Achte auch für war, wo ein oberkeyt
bede, by Prelaten der kirchen, - deren man auch noch findet, die nach Got fragen -,
und anderen, diser ewer haltung vom glauben, wie du mir sie dargethon hast,
recht bericht155 were, sy solten bey den iren verschaffen156, das sie nit allein ewere
prediger in sollichem nit verdampten, sonder sich auch der schrifft gemeßer zu
reden beflissen. Got sey aber lob, ich kan noch nit sehen, das hier in gros gefahr
der warheyt sey.
Goth.: Sovil ists, das ir die warheyt auff unser seyten verwerffen und vertuncklet
das wort Gottes, wo es vom rechten glauben on zusatz redet, und gibt doch
sollichem glauben alle unser heyl und seligkeyt.
Gotp.: Wolan, ich hab nit zweyffel, käme man dermaleines zusamen und berich-
tet einander recht disem und anderen händlen mehr, darin man sich yetz zweyet,
solte wol rath gefunden werden.
Goth.: Von dem hernacher; yetz lobe ich Got, unseren himmlischen vatter, das
er uns einen gleichen verstandt in disen stücken, an den warlich seer vil hanget,
verluchen157 hat. Wir wöllen nun fürtfaren und besehen, ob uns der liebe Got in
den anderen puncten seine gnad, in gleichen verstandt zu komen, mitteylen wolte,
des ich zwar auß disem feinen anfang seer guter hoffnung bin. | D 2 a |
Von der Christlichen gemeyn und kirchen. [Cap. II]
Gotp.: So sage mir nun auch, was heysset ir die christliche kirch?
Goth.: Die gemein der christgleubigen.
Gotp.: Nun, du hast bekennet, das auch die schrifft etwan christgleubige nenne,
die noch den waren glauben an Christum nit haben, wie die waren Johannis am
anderen158 capittel [23f.], die an in glaubten und aber er an sie nichs, vertrawet
sich inen nicht. Was glaubens verstohestu dann, so du sagest, die gemein der christ-
gleubigen sie die kirch Christi?
Goth.: Wann man bey euch teuffet, von was glauben fraget man?
Gotp.: Man fraget den inhalt der artickel unsers Christlichen glaubens, wie wir
den einander von kindt uff leeren159.
Goth.: In disen articklen ist die summ des gantzen Evangeli verfasset von Got
vatter, Sun und Heyligem Geyst, auff den namen wir alle geteuffet seind.
153. Gern sehen.
154. Gemäßesten.
155. Unterrichtet.
156. Anordnen.
157. Verliehen.
158. Zweiten.
159. Die redditio symboli wurde schon von den Katechumenen der Alten Kirche gefordert
und auch beibehalten, nachdem sich die Kindertaufe allgemein durchgesetzt hatte; nur sprachen
jetzt der Priester oder die Paten das Credo; vgl. G. Rietschel und P. Graff: Lehrbuch der Liturgik 2.
2.Aufl. Göttingen 1952. S. 532-534.
 
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