Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0337
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO

333

rer, sunst sind sie alle nachkommen der apostlen. Du sprichst aber, zu Rom setzt
man | L 2 b | einen priester auff die zeugnus des Diacon, das ist des allmusendieners.
Was würffestu mir535 einer stat gewonheit für?«556 Diß sein die wort S. Hieronymi.
Nun sihe, mein Gotprächt, S.f Hieronymus ist ein priester der kirchen zu Rom
5 gewesen, die maler machen auch einen Cardinal auß im557, der wirdt nun freylich
seiner kirchen nichts haben wöllen abbrechen noch verschreiben558. Noch559
schreibt er, ein Bischoff zu Euguben, das ein klare560 statt ist im Hertzogthumb
Urbin561, sie eben562 der wurde und des priesterthumbs, des der Bischoff zu Rom,
und das ein bischoff höher und nidrer sey, mache reichtumb und armut, sunst
10 seyen sie alle nachkommen der Apostolen, vergleichet sie also im geystlichen und
last sie allein im eusserlichen ein underscheid haben, will das alle, so Christum
anbetten, in Christo gleich gelten und das ansehen der welt mehr sey dann einer
stat. Ja, wille der Römischen kirchen brauch nit mehr gelten565dann als einen
brauch einer stat. Meinestu nit, Hieronymus habe auch gewisset, was seine kirch
15 für gewalt habe, was sie bey den christen gelten solle?
Gotp.: So möchte einer dencken. Noch findet man dennocht, das man allent-
halb auff dise kirch als die fürneme gesehen hat.
Goth.: Dawider sein wir nit, wie wirs vor bekennet haben. Darumb, das
S. Peter derg fürnemest Apostel, und das in diser stat der sitze des Keyserthumbs
20 gewesen, und dann auch das im anfang des Christenthumbs, dieweil do auß aller
welt ein unzelig volck ware, sich zu Rom sonder zweyffel vil theurer christen alle-
mal gehalten haben, welchs auch Paulus inen zeugnus gibt, als er schreibt, das ir
glaub in aller welt geprisen werde564. Auß disen ursachen hat ja die Römisch kirch
allemal etwas höhers ansehens gehabt uber alle andere, und doher ist auch kom-
25 men, das man im grösseren Concilio zu Nicen verordnet hat, das die alte gewon-
heyt zu Alexandria und Rom gehalten | L 3 a | werden solle, das der Bischoff zu
Alexandria der kirchen in Aegypto und der zu Rom deren, die umb die stat Rom
seind, solle sorg tragen, lib.4. Historiae Ecclesiasticae, cap.6565.Auß disem ist
dann kommen, wann sich etwan566 mißverstandt und uneinigkeyt zwischen
f) D. - g) der der.
555. Hältst mir vor Augen (als Vorbild).
556. Epist.146 ad Evangelum 1 f.; CSEL.56,3, S.310f.
557. Die spätmittelalterliche Meinung, Hieronymus sei Kardinal gewesen, und ihre Ausprä-
gung in der darstellenden Kunst beruht auf der Tatsache, daß der Kirchenlehrer in den Jahren
382-384 der Berater und Geheimsekretär des Papstes Damasus (366-384) war; vgl.J.Braun:
Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst. Stuttgart 1943. S.329.
558. Berauben; vgl. Lexer 3, Sp.219.
559. Dennoch.
560. Schöne; vgl. Lexer I, Sp. 1606.
561. Urbinum, it. Urbino, Stadt in Umbrien; vgl. Sleumer, Wörterbuch, s.v.
562. Sei gleich an Würde ...
563. Werten. 564. Vgl.Ro 1,8.
565. Nicht hier, sondern 10,6 (GCS 9, S. 966f.); zitiert ist Kanon 6 von Nicäa. Mansi 2, Sp.669
bis 672.
566. Bisweilen.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften