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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0344
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

lichem eyfer allem, das dem reich Christi möchte ergerlich und abbrüchlich sein.
Will der mangel zu gros sein, berüffe der Ertzbischofe die bischofe zusamen, und
wer in seinem ertzbistumb zur besserung der kirchen dienstlich sein mag, oder wo
die not so gros, berüffe der Patriarch oder der Bapst alle, deren er christliche sorg
tregt und die er zusamenbringen |M2a| kan, halten trewlich an, wie frommen
hirten zustoht, das lere und leben bey dem christlichen volck recht fürtgang641 und
zum preiß Gottes täglich zunemme. Diß ist ir ampt, wie du nach göttlicher
schrifft bekennest, dasselbige üben sie an uns, solle inen bey uns dazu menglich642
fürderlich, niemand hinderlich sein, was wiltu mehr? Könden wir nit also eins
werden?
Gotp.: Ich weis nit, Herr Jesu, du einiger, guter hirt, du wollest helffen.
Goth.: Amen. Es ist ja hoch von nöten, das wir alle mit höchstem ernst den
Herren betten, das er uns wölle trewe arbeyter in sein ernde schicken643. Wie aber,
mein Gotprächt, wann wir nun so vil dem Bapst und bischofen zugeben, könden
wir nit auch dises punctens eins werden?
Gotp.: Ich hette ja etwas hoffnung, wann diß hirtenampt nit so gar auß dem
brauch kommen were und ir uff ewerem theyl nit so gar alles umbkeret hettenm.
Goth.: Auß dem brauch? Seind aber nit die christen, die der Herr im644mit
seinem theuren blut erkauffet hat, sollen nun die gemeinen geystlichen fürsteher
also nichs dann wölff sein und das so mercklich gut, das sie selb das patrimonium
des gecreutzigeten nennen645, nur wider die kirchen brauchen, sie in allem bracht646
und mer .dann weltlicher üppigkeyt leben, vom Herren selbs nichts wissen, nit
allein niemand leren, ja auch niemand gestatten zu leren.
Gotp.: Ach, ir seyt ewers theyls auch zu weit gangen von aller gemeinen
kirchen und iren gebreuchen so gar vil zu grob abtretten647. Wa schon gotsförch-
tig leut seind, die gern zur reformation der kirchen hulffen648, dörffen sie doch mit
euch nichts anfahen, sittemal ir nicht allein die mißbreuch, sonder das ye und ye
in der kirchen von den lieben, Heyligen Vätteren gotsäligklich gebrauchet ist,
gantz verworffen, alles zerrissen und zerstöret haben, ja, mit füssen tretten.
Goth.: Nit also, mein Gotprächt, verzage |M2b| nicht und bleybe nur bey
denen, das die diener der kirchen zu uffbawung der kirchen dienen sollen. Jetzund
wöllen wir davon red halten, ob wir von der kirchen abtretten seyen und was die
gehorsame der kirchen sey.
Gotp.: Ich wils gern hören, aber die sach ligt leider zu grob649 am tag, man
sölte ye650anders gefaren sein.
m) herten.
641. Vorangehe.
642. Jeder.
643. Mt 9,38.
644. Sich.
645. Vgl. Bl. A 2 a, S. 271.
646. Pracht.
647. So allzu deutlich abtrünnig geworden.
648. Hülfen. 649. Deutlich. 650. Doch.

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