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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0346
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342

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

Gotp.: Solliche haben dabey schwere ketzerey eingefürt.
Goth.: Ja, die heyligen propheten, Christum, unseren Herren, und die apostel,
sovil deren umb das wort Gottes willen getödt worden seind, die hat man alle des
beschuldiget, sie heben661 wider Gott geleret und von Gott abzogen662, dann sie
alle durch das gesatz Gottes wider die falschen propheten gerichtet worden seindt,
Deut. 13 [2-6]. Du bekennest freylich, lieber Gottprecht, ist ein standt auff erden,
der durchs wort Gottes muß gescholten werden, so ists der vermeint geystlich
standt.
Gotp.: Was sie wider Gott offentlich handlen, sollen die das wort Gottes predi-
gen, zur pesserung inen, den geystlichen, und anderen, aber nit zur verachtung
des Stands und uffrur nit verschwigen663.
Goth.: Wer sich hierein anders haltet, den wil ich nit vertädigen, doran soltu
auch kein zweyfel haben, unsers theyls würt mans gern dabey bleiben lassen, das
kein prediger etwas anders schelten sol, es treffe an, wen es wöll, dann wie es die
göttliche schrifft wille gescholten haben. Wann man aber unserem Herren gantz
| M 3 b | und gar zuwider handlet und beweyset sich aller ding wie die, so der Herr
»dieb, wölff, mörder, schlangen und natergezücht«, Paulus »falsche arbeiter, böß
vich664, faule beüch, feind des creütz Christi«, Johannes »Antichristen« gescholten
haben665 und aber die unseren eben auß dem geyst reden söllen, auß dem dise
geredt haben, muß man warlich inen zu gut haben, wann sie solichen auch dise
titel geben und alweg meer sehen, das nicht matery666 seie solichs scheltens, dann
das man das schelten für aufrürisch dargeben wolte.
Gotp.: Wolan, laß sein, man vergleiche667 sich im straffen der laster, so habt ir
doch alle lere, satzungen, gewonheiten der kirchen geenderet und alles zerstöret.
Ist das nicht abgefallen und die kirch Christi verwüstet?
Goth.: Soliches ist bald668 geredt, ir werdents aber noch lang nit erweisen,
hastu nit vor bekennet, aller gewalt, alles geheiß, alle ordnung der kirchenfur-
stehero, so sie ymer üben und fürgeben künden, sollen dienen zu furderung glau-
bens und liebe? Wann wir denn erweisen, das wir, was solicher geheiß und ordnungen
seind vormittels götlicher genaden keine ubertretten, ich schweigep, abthun und
verwerffen wöllen, wie wolt ir uns des abfals und der verfürung der kirchen be-
zeügen669?

o) -fusteher. - p) sckweige.
aus dem Lande Geldern (1524 verbrannt), Matthias Waibel aus Kempten (1525 gehenkt) und
Leonhard Kaiser (Käser) aus Raab bei Passau (1527 verbrannt); vgl. 0. Michaelis: Protestan-
tisches Märtyrerbuch. 3.Aufl. Stuttgart 1932.
661. Hätten.
662. Abspenstig gemacht.
663. Verschweigen.
664. Vieh.
665. Vgl. Jo 10,1; Mt 10,16; 23,33; 2 Kor 11,13; Tit 1,12; Phil 3,18; I Jo 2,18.22.
666. Gegenstand.
667. Einige.
668. Schnell. 669. Überführen.
 
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