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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0347
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FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO

343

Gotp.: O, wolte Gott, das ir das kundten erweysen, solte es so wol stheen.
Goth.: So wellen wirs kurtz durchlaufen alles, das in christlicher kirchen
geübet würdet, und erstlich von der lere, die ist das furnemest. 669aDa leret man
uns, das wir in sünden also geboren seind, das wir Gott, unseren hymlischen
vatter, nit erkennen, schweige, lieben und im gehorsamen künden, er begnade uns
dann durch unseren Herren Jesum Christum, den er, uns zu erlösen, in todt
gegeben hat, verzeyhe uns unsere sünd und gebe uns auch seinen heyligen geyst,
von dem wir erleüchtet uns yhm gentzlichen in allen |M4a| dingen ergeben, in
lieben und nach seinem willen trachten. 669bAlso, das wir durch den glauben an
unseren Herren Jesum Christum alle fromkeit und säligkeit erlangen. Was feiet
dir hieran?
Gotp.: Das ir saget, der glaube mache allein sälig on die werck.
Goth.: Hastu nit erkennet, wo warer glaube, das derselbige anders nit möge,
dann durch die liebe alles guts thun? Machet er dann nit fromm? Hastu feür,
würstu auch on hitze sein? Ist die sonne zugegen, würdts nit liecht sein?
Gotp.: Warumb sagt ir dann »on werck« und »der glaub allein«?
Goth.: Dis saget doch auch sant Paulus670und das Ambrosius671 und Hila-
rius672, warumb solten wir nit auch also reden? Aber, mein Gotprächt, urteyle du
selber, du bekennest, das wir kein recht, gut werck thun könden, wo wir got nit
recht lieben, den könden wir nun nit recht lieben on glauben, muß also der glaub
vor allem da sein. Was ist nun der glaub anders, dann die gewisse673annemung
göttliches anbietens und gnediger zusage? Was thun wir da, was würcken wir?
Noch674,sobald wir der zusag Gottes glauben, geschicht uns, wie wir glauben,
und haben das ewig leben durch den einigen glauben on alle werck, die do etwas
außrichteten, Rom.4[5], Johan.6 [47], Ephes.2[8f.] und allenthalb.
Gotp.: Der glaub aber bleibt nit allein, da mus gleich lieb und gute werck
folgen.
Goth.: Ey, das leret man doch bey uns on underlaß, erklerets auch, das ewer
Eck des unseren selber zeügniß gibt, glorieret675aber, ire argument haben die
unseren dahin gedrungen676, so sie es doch alweg geleret haben.
Gotp.: Hierin möchten wir eins werden. 676aIr haltet aber auch, der mensch
habe keinen freyen willen.

669a. Summa christlicher lere, [Marg.].
669b. Vom glauben. [Marg.].
670. Vgl. Ro 3,28.
671. Explanatio Psalmorum 12, ps.43,14: Deus enim maluit ut salus homini fide potius, quam
operibus quaereretur, ne quis gloriaretur in suis factis et peccatum incurreret; CSEL 64, S.272.
672. In evangelium Matthaei commentarius 9,6; 21, 15; MSL 9, Sp.961 und 1041.
673. Sichere.
674. Dennoch.
675. Rühmt.
676. Enchiridion locorvm. Bl. 36(G2)a: Omnes tamen Luttherani coacti argumentis fidelium
incipiunt distinguere de fide, ueram formatam fidem ... qui diues sit in charitate et operibus: aliam
nominant Hystoricam ...
676 a. Vom freyen willen. [Marg.].
 
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