Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0349
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO

345

und ander krefften würcklickeit etwas mitlauffe685, das nun wol sovil war ist, das
wir nit wie ein ploch686 oder stein zu gutem gezogen werden, noch687 so ist, das
wir das gut verstohn, wöllen und thun alles Gottes werck und gabe, ob wir wol
auß seinem geyst getriben mitwürcken.
Gotp.: Wie mit dem gnugthun, da wölt ir aber nit mit stymmen, wie ich
vormeldet.
Goth.: Liest ir uns bey dem Heyligen Augustino und ja allen vätteren bleiben,
wir wolten uns hierin auch wol vertragen, aber mit den Schuellereren gar nit, die
haben ein maß der göttlichen gebotten gesetzet, die wol an ir selb, so man ansehen
will, wast wir Got schuldig seind, nit kan gnug sein, Got nemme sie aber an, und
lasse sie im gnug sein dazu, das er uns selig mache, dieselbige maß sie688 dann also,
das einer wol mehr und drüber thun könde und das selbig heyssen sie »Opera
supererogationis«, »zugebene werck«, uber das man verpflichtet ist689, uff dise
werck setzen sie das gnugthun für das, so man durch die sünd versaumet und
verdienet hat. Auß disen wercken haben sie dem Bapst ein schatz gesamlet, den er
neben dem verdienst Christi auspende zu ablegung des, das die leut am gnugthun
noch schuldig seind, und heißt der heylig Ablas, haben auch die stende der vol-
kommenheyt, als die Clösterorden und Bischoffenlichen standt, hierauff gebawen,
das Fegfheur kommet auch hieher, und ist uber die massen vil grewels in die
kirchen herauß entstanden690.Nun richte du, mein lieber Gotprächt, sollen wir
Got nit von gantzem hertzen lieben, gantzer seel und allen krefften [Mt 22,37]?
Gotp.: Das ist uns aber nit |N1b| müglich.
Goth.: Diß betrübetu auch die schullerer691. Es ist dem menschen auch nit
möglich, das er an Got glaube, wann im Got den glaub nit eingeusset. Noch692
seind wir dennocht693 schuldig, an Got zu glauben, und werden uns auch selb
entlich verdammen müssen, wenn wir nit an in glaubet haben. Das ist Gottes
weißheyt und gerechtigkeyt, uns unerforschlich, Romano. 9 [14-24], 11 [33-36].
Nichts mögen wir guts haben, das er uns nit gibt, und wenn wir das gut, so uns
gebüret, nit haben, ist noch dennoch die schuld unser, das zeuget uns unser eygen
hertz und gewissen, Roman. 2 [14f.], 1. Johan. 3 [19-21]. Darumb bleibts dabey,
t) war. - u) betrüget.
685. Enchiridion locorvm, Bl. 120(X 2)b: Ita fatemur merita nostra esse dona dei et data a deo,
praeueniente, cooperante, et subsequente, sed non negatur per hoc liberum arbitrium concurrere
actiue ad merita.
686. Block.
687. Dennoch.
688. Sei.
689. Thomas v. Aquin: S.th. 2.2, q 147,a3, ob.1.
690. Zu den opera supererogationis und dem sie umfassenden thesaurus spiritualis der Kirche
vgl. RE 14, S.417-419.
691. Thomas v. Aquin: S. th. I.2, q113, a4, Resp.: Deus ... movet animam hominis convertendo
eam ad seipsum; et ideo ad justificationem impii motus mentis, quo convertitur in Deum; prima
autem conversio in Deum fit per fidem.
692. Dennoch.
693. Ja doch.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften