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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0355
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FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO

351

Gotp.: So habt ir auch andere übungen fallen lassen, die doch so lang jetz in der
kirchen gewesen seind.
Goth.: Was zu warer erkantnüß und andechtigem brauch dises Sacraments
dienen mage, des wolten wir gar ungern etwas underlassen. Wir müsten aber auch
5 einmal dovon reden, wie es bey euch stande. Wie haltet ir die meß, lieber Got-
precht. O des erschrecklichen grewels, den die eweren auß der meß gemacht
haben, des ist ja so vil, es solte euch in sinn nit kommen, uns der Messen halb zu
straffen. Die leüt werden auff des priesters thun on allen glauben an Christum, on
einig recht gedencken nach Christo, gewysen, darumb sie es auch so begirig und
10 theür kauffen; da haltet man kein Communion und gemeinschafft, on die es des
Herren nachtmal nit sein kan, 1.Corinth. 11 [17-34]. Würdt dann da schon etwas
guts geredt, geschichts in der sprachen, die das gemein volck nit verstaht, wider
das außdruckt737 gebot des heyligen geysts in Paulo738und brauch aller kirchen,
dazu mit sölicher schnelle, das es auch die priester, die es reden, nichts besseren
15 mag, alles zu erschrecklicher verachtung götlicher majestat und güte, die er uns
in der erlösung durch den todt seines suns, unsers herren Jesu Christi, erlanget,
bewisen hat. Ist dir die heylige geschrifft nit genug, lieber lise alle alten, heyligen
vätter, bedenck doch nur, was Gott und unser herr Christus seye, was er uns da zu
handlen und zu betrachten befolhen habe, sein bitter leyden und sterben fur unsere
20 sünd, das er uns da schencket seinen heyligen leib und blut zum ewigen leben.
O bruder, der im739diß wolte doch nur etwas zu hertzen gehn lassen, solte der
auch ewer Messen on zitteren und bidmen740gedencken künden? Da würdt der
gantze handel unsers heyls gesummieret741, da solle der glaub und alle heyligkeit
sich uffs gewaltigest herfür thun, da solle alles wie vor Gott im himel mit höch-
25 stem ernst und einbrünstiger | O 1 a | andacht zugohn und gehandelt werden, der-
halb die alten nit allein die ungleubigen und unheyligen, sonder auch die catechu-
menos, dise waren, die sich der lere Christi begaben742 und aber noch nit ge-
teuffet waren, item, die noch in der bus stünden, allweg von diser handlung auß-
geschlossen haben743. Mein Gotprächt, ich bit dich, habe mirs nit zu ungut, ich
30 kan von disen so erschrocklichen mißbreuchen und unaußsprechlichen verleste-
rungen des leydens unsers Herren Jesu Christi und alles christlichen thuns uff diß
mal nit mehr mit dir handlen, zum nechsten, so es uns beden will gelegen sein,
wöllen wir weiter von disem und anderem red haben744. Es ligt doch alles vil zu
vil am tag, das nit wunder were, Got liesse die welt undergohn, das man nit allein
35 nach keiner besserung dencken, sonder dis alles verfechten will. Ach, lise in
Propheten, wie Got den dienst achtet, den er doch selb eingesetzet hat, da in die
737. Ausdrückliche.
738. Vgl. I Kor 14.
739. Sich.
740. Beben.
741. Zusammengefaßt.
742. Hingaben.
743. Vgl. H. Lietzmann: Geschichte der Alten Kirche 3. 2.Aufl. Berlin 1953. S.295.
744. Vgl. Einleitung, S. 265, Anm. 24.
 
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