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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0357
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FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO

353

geyst Gottes, Romano. 8 [14], demselbigen solle ein yeder nachkommen, unange-
sehen, was alle welt fordere, oder er auch gelobet habe. Es staht also: es seind alle
ding ewer, 1.Corinth. 3 [21-23], es sey Pau- | O2a | lus, Apollo, Petrus, die welt, das
leben, der todt, gegenwertigs, künfftigs, alles ist ewer, ir aber Christi, Christus Gottes.
Gotp.: Ja, was dem fleisch schwer ist, hat man sich bald beredet751, man ver-
möge es nit, oder Gott wölle es nit.
Goth.: Es giltet yedem sein seel, es wirdt yeder seinen last tragen [Gal 6,5]. Ist aber
das nit zu erbarmen, das ir uff ewerem theyl so hoch schreyen über die gelübd der
keuscheyt und anderer zucht des lebens, die Got nit gebotten, und laßt so gröblich
hingohn die grausame übertrettung alles des, das Got zum höchsten gebotten und
alle christen mit waren Christlichen gelübden zum theuristen gelobet haben?
Greiffen pfaffen, münch, nunnen zu der eh, so kan mans nierget dulden, leben sie
aber in der aller verruchtisten hurey, so in der welt ist, und noch ergerem, könden
sie noch Bäpst, Cardinäl, Bischöff, Apt, Priester und geystliche Vätter und schwe-
stereng sein752. O Herre Jesu, thu der welt die augen uff, das nit schnecken abge-
seyget753 und Camel verschlucket [Mt 23,24]. Denck, wie der Herr uber sollichen
falschen schreyet754, so man under dem scheyn der gerechtigkeyt alle ungerech-
tigkeyt treibet755. 756Der Heylig Cyprianus, wie auch Augustinus, haben hoch von
der keuscheit ausser der eh und gelübden sollicher keuscheyt gehalten, noch wa757
yemand, der solliche gelübd gethon, nit möchte oder auch nit wolte halten, heysset
denselbigen Cyprianus sich in die eh begeben, unangesehen, was er gelobt hat.
758Augustinus will wol das solliche sünden759, so sie zur eh greiffen, doch lasset
ers dennoch ein eh sein. Nun haben ewere Bischöff die weyß angefangen, hat ein
priester oder münch ein weib genommen, so könden sie im nit allein im ampt, des
entsetzung doch in Bäpstlichen und Keyserlichen rechten umb dise sachen die
höchste straff ist, sonder auch under den leuten nit mehr gedulden, nemmen aber
| O 2 b| gelt und sprechen, es solle zwischen einem sollichen und seinem weib kein
eh sein, lassen doch huren und buben beyeinander und zu allen geystlichen ämp-
teren tauglich sein, wie du mirs nechst760 selb klaget hast761.
Gotp.h: Es staht ubel genug, Got helff uns zur besserung.

g) sckwesteren. - h) Goth.
751. Eingeredet.
752. Vgl. Anm. 81.
753. Abgeseiht.
754. Solche Falschheit zur Sünde rechnet; vgl. Grimm 9, Sp. 1717.
755. Vgl.Mt 23,13-39.
756. Lib. 1. Epistola xi. [Marg.]. - Nach Zählung des Erasmus; Epist. Ad Pomponium de
virginibus; CSEL 3,2, S. 473-474.
757. Dennoch, wo.
758. Lib. de bono viduitatis, cap. X. [Marg.]. - MSL 40, Sp.438.
759. Sündigen.
760. Letzthin.
761. Vgl. Einleitung, S. 263, Anm. 24. - Zur Amtsenthebung, wenn Priester oder Mönch eine
Frau nehmen, vgl. Decr.Grat., D. XXVII. c. 8.
 
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