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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0358
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

fastet auch nichs und haltet keine fest762 und vil anders.
Goth.: Man leret uns halten, was Christus, der Herr, befolhen hat, das nimmet
an, wer die gnad hat. By euch höret man vil gebietens der fasten, wen sicht man
aber fasten? Dann anderley speiß und uff ein mal essen, doran man sunst uff zwey
genug hette, ist noch kein763christlich fasten, noch laut ewers Decrets764 und aller
haltung der elteren kirchen. Dazu bekenne ich, das leyder auch by uns noch zuvil
mangels ist, und dorfften auch nit schlechter765 besserung, doch will ich dir
yetzund versprochen haben, möchten wir diß Got dem Herren aberbitten, das er
gebe, in der kirchen das Heylig Evangeli rein und lauter geprediget werden, was ir
dann immer mehr für christlicher, besserlicher gebreuch und ordnungen, wöl-
licherley doch die kirch und deren fürsteher allein zu machen haben, wie wir uns
des vor verglichen, uns könden fürgeben766, solle an christlicher volge bey uns
keinen mangel sein.
Gotp.: Hetten ir nur nit auch etliche Sacrament abgethoni?
Goth.: 767Die christlichen Sacrament werden bey den alten den Tauff allein und
des Herren abentmal gezelet, die wolten wir gern mit höchster andacht halten, die
anderen breuch, es sey mit der salbung, handtaufflegung und dergleichen, wo
mans on aberglauben zu heyliger deutung brauchete, man nennete dieselbigen
»sacrament« oder sunst, wie die alten gethon, solte uns solicher breuch halb kein
trennung kommen, bedenck aber du, mein Gotprächt, warumb der könig Eze-
chias768 den ehren769schlangen zerbrachek, den doch der Herr selb zu eim heyli-
| O 3 a | gen Sacrament auffzurichten geheissen hat770, warumb hat der Herr auff die
sabbath gethon, geheissen thun und verthädiget gethon sein771, das bey den Juden
nichts anders ware, dann Sabbath brechen772? Und wolte der Herr doch je nie-
mandt ergeren. Warumb wolte Paulus Titum nit beschneiden773? Warlich, so die
eüsserlichen ding, die Got selb geordnet, sobald sie dem aberglauben dieneten,
mußten abgethon werden, wievil mer sollen die Christen die ding abthun, die Gott
i) Hiervor im Text: Gotp. - j) abgethou. - k) zerbzache.
761a. Von fasten. [Marg.].
762. (Kirchlichen) Feiertage.
763. Weder ein.
764. Vgl. zum Beispiel Decr. Grat., De Cons.D. V. c. 20.: Sint tibi ieiunia pura, continua, mode-
rataque, id est cottidie esurire, et cottidie prandere.
765. Geringer.
766. Vorstellen.
767. Augusti[n], de Doct[rina] Christiana, li[b].iii. cap. ix. [Marg.]. - CSEL 80, S.87, Z. 28-29.
Auch Joh.Damascenus kennt nur zwei Mysterien: Taufe und Abendmahl; vgl. De fide orthodoxa,
4,13; MSG 94, Sp. 1136-1153.
768. Hiskia.
769. Ehernen.
770. Vgl. 2 Kö 18,4; 4 Mos 21,8f.
771. ... am Sabbat getan, geheißen zu tun und verteidigt, was getan wurde, was doch bei den
Juden ...
772. Vgl.Mt 12,1-14; 2 Mos 20,8-11; 35,2f.
773. Vgl. Gal 2,3.

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