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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0359
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FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO

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nit geordnet hat, sonder menschliche vermessenheit, so redt Augustinus774, wann
sie des unglaubens werckzeug worden sein? Doch wöllen wir in solichem allen,
das die Christliche kirch je wol brauchet hatt, nicht allein nieman verdammen,
sonder uns, so Gott gebe, in hauptstucken seiner religion ubereynzukommen, also
beweysen, das man sehen solte, das wir umb Christlichs fridens willen gern wolten
allen alles werden775.
Wie man zu Christlicher einigkeit kommen möchte. Cap.VIII.
Gotp.: Wie kemen wir aber hiezu, das wir uns in hauptstucken im Herren ver-
gleycheten? Was ists anders, darumb wir dise disputation angefangen haben?
Goth.: Wir haben vom glauben, durch den wir glider Christi und in Christo
ein leib werden, genug geredt, welche nun denselbigen glauben bekennen und im
nit zuwider leben, die seind wir warlich schuldig als unsere glider und brüder im
Herren zu erkennen und alles das gegen inen furzunemen, darmit wir sie imer
verhoffen, in christlichem thun, das ist, übung glaubens und liebe, fürzubringen776,
daran unverhindert, ob man schon in andren breuchen und haltungen nit gleich-
förmig ist, wie auch soliche gleichformigkeit nie gentzlich gewesen ist. Dis | O 3 b|
haben je und je die verstendigen, heiligen lerer zum mittel christlichs fridens in
der kirchen furgeschriben. Liß, das auß dem Ireneo diel Ecclesiastica historia
anzogen hat, lib. 5.,cap. 24., vom Osterfest, item underscheidt der fasten, da etlich
nur einen tag, etliche zwen, etlichm merr, etliche viertzig stunden, tags und nachts
zusamen gerechnet, fasten wolten und damit sich des Herren viertzigtägigen ab-
halten von menschlicher speiß vergleichen und liessen aber underscheid der fasten
einigkeit des glaubens nit trennen777. So lesen wir in Tripartita histo[ria], lib. 9.,
cap. 38.778, das unser Herr und die Apostlen nichts dergleichen von feyr und
fastagen und anderen abbruchen779 und ordnungen gelert haben, sonder ein recht-
geschaffen leben und waren Gotsdienst, das ander haben die kirchen, jede nach
irer gelegenheit780, furgenommen, also hat man vorzeyten zu Rom drey781 wochen
vor Osteren fast gehalten, zu Alexandria und in Kriechenlandt siben, liß diß ort.
Gleicher meinung leret auch der heylig August[in], ad inquisitiones Januarii, da
er klagt, das man der eusserlichen satzungen noch zu seinen zeyten sovil gemacht
habe, das schier der Juden haltung leichter gewesen sye, dann obschon die Juden
»die zeit der freyheit nit erkennet, so seind sie doch nur mit den gesatzlichen pur-

l) de. - m) elich.
774. Humanis praesumptionibus; Ad inquisitiones Januarii 2,19; MSL 33, Sp.221.
775. Vgl.2 Kor 9,22.
776. Zu fördern.
777. GCS 9, S. 494. Es handelt sich um einen Brief des Irenäus an Viktor von Rom.
778. CSEL 71, S.557-364.
779. Entsagungen.
780. Lage, Umstand.
781. Nach anderer Lesart: sechs; vgl.CSEL 71, S.561, Z.95.
 
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