Martin Bucers Deutsche Schriften

DOKUMENTE ZUR SYNODE I

373

4. Wie den secten zu begegnen.
Zum vierden will mann, das das h.Euangelj frucht bringe, muß mann auch
warlich ein statlich einsehen haben, das nit ein ieder das selbige seins mutwillens
verlestere vnnd widerwertige leere einfüre, wie hie bißhar leyder meer dann inn
5 einiger stat im gantzen reich geschehen vnnd noch geschicht. Damit mann aber
den guthertzigen mochte durchs wort gottes gnugthun vnnd by christlicher
gemein vor den rotten vnnd secten meistern desto baß30 bewaren, auch wider-
bringen, wo sie verfüret, were gar ein christlich mittel, welches dann auch von
v. gn. h. furzunemmen erkennet sein solle, das von vn. gn. h. wegen by allen
10 zunfften für gehalten würde, das, wer mangell ann der lere hette, die ein gemein
regiment dieser stat, schöffen vnnd Amman, als die recht christlich lere ange-
nommen vnnd vor keys.M. bekennet, drüber biß har allerley gefar bestanden,
mühe vnnd kosten erlitten haben vnnd noch zu bestehn vnnd leiden gedencken:
oder auch ann den predigern, die diese lere treyben, das die selbigen, die weil sich
15 seins glaubens nieman beschemen oder schmucken solle, sich solichs wolten ver-
nemmen lassen vnnd das dem nach ein offentlich gesprech vor verordneten von
eim Ersamen raht vnnd etlichen von zünfften agehalten wurdea; dann schlecht die
götlich warheit christlich zu vertedigen vnnd jrthumb zubegegnen, keyn ander
weg oder mittel ist, dann gnugsame erklärung der lere gottes durch red vnnd
20 gegenred, das da jeder sein notturft dar thüe. Mann kan dannocht wol die ab-
schaffen, so inn solichem christlichem gesprech nur zanck sucheten. Auch ob
damit nit jederman genug beschehe, als vil verkerter leüt sein, die Paulus heißt,
nach dem sie eyn mal oder zwey vermanet sein, meyden31, so würde noch dennoch
so vil erbarer menner, vor denen das gesprech gehalten wurde, zeügnüß by filen
25 nit geringen nutz schaffen. Zu dem allen so were das fürgangen, das furgehn solle,
vnnd hette die Oberkeyt als auch die diener des worts das jr gethon, wie das die
ordnung gottes erforderet vnnd von allen christlichen fürsten, keyseren vnnd
kirchen dieneren allwegb, ee mann ferner handlung gegen den rotten vnnd | 17b |
falschen leren fürgenommen, gehalten worden ist. Es ist ein schwerer vnglaub
30 sich besorgen, das christlicher bericht auß dem wort gottes solte etwas vnraths
geperen, oder das die warheyt vor der lugen nit bestohn solte.
Nun sein aber auch etliche, die frey wider die offentliche schrifft vnnd allen
glauben sagen, es seien weder teüffel noch hellc, jtem, das christus nit sey worer
mensch von maria der jungfrowen geboren; die anderen, das er nit worerd gott
35 sey. Etlich, das er nit ein volkomner erloser; etlich, das er ein glicher erloser auch
aller gottlosen sey32 vnd der glichen erschrockliche irsal vnd verfirungc, welche

a)-a) add. am Rand von Capito. - b) add. am Rand von Hubert.
c) -c) korr. von Capito aus: vnnd deren etliche, das je erschrocklich zu hören, ansichtige
personen, die sich nit schewen, soliche offentlich [gestr.: vor v.gn.] [add.: for einer ersammen
erberkeyt] außzuschlagen.
d) korr. aus: vnser.
30. Besser. 31.Tit 3,10.
32. Aufzählung der Lehren der Straßburger Sektierer, u.a. Schwenckfeldts und Hoffmans.