Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0384
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
380

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

was er thut, vns aber sünde vnd vnrecht, was wir wider seinen willen thun, reden,
gedencken, gelustenn.
V. Vnnser natur ist leider so arg10, das vns, wa wir derselbigen von Gott ge-
lassen11 werden, nichts dan arges gelustet; darumb wir auch nichts dann arges
gedenncken, redenn vnnd thun - dan der natürlich mensch mag Göttliche ding
nit fassen -, so lang bitz wir neuw geporen werdenn, mitt göttlichem geist begabet
und göttlicher art werden. | 461 |
VI. Hie zu muste dem wunderparlichen Rhat Gottes ein mittler sein; darumb
ist das ewig wort Gottes fleisch wordenn, empfangen vom H. Geist, geporen vß der
jungkfrauwen Maria, warer mensch, vns aller ding, die einig12 sunde vßgenom-
men, gleichförmig. Derhalben wir glauben vnd bekennen, das vnser Herre Jesus
Christus warer Gott vnd mensch ist, einer person zweifacher vnnd aber vnver-
mischter naturen.
VII. Der hatt allein vnsere sünden hiengenommen, vns den Vatter versönet,
den gutten geist vnd die widergepurt erworben allen, die ihme der vatter gibt, die
sein worth hören; welche widergepurth sampt allem verdienst Christi der H. Geist
bei der gleübigen hertzenn anlegt vnd volfüeret bitz ans ende.
VIII. Dann ettliche, nit vß Gott geporen vnd dem sone vom vatter nit ge-
schenckt, geschirre deß zorns13, bereit zum verderben vnnd böcke, nicht schäfflin
seindt, die ins ewig feür verstossenn werdenn.
IX. Derhalben glauben und lehren wir, das aller verstandt, gelust, gedancken,
worth und werck | 462 | im gutten, alles erkennen vnd scheühen deß bösenn vns allein
nach göttlicher wahle durch dissen vnsern einigen mittler vnd heilandt jesum
Christum verlühenn würth, wan wir von hertzen an jhn glaubenn.
X. Disser glaube, ein gabe Gottes, von Christo verdienet vnnd vns durch den
H. Geist dargereichet, bringet allweg mitt ihme hoffnung vnd liebe, welche liebe
vns so vereiniget in Christo vnserm haupt, das wir gantz mit ihme ein leib und
vnder einander seindt.
XI. Darumb so glauben vnd lehren wir, das die gleübigen die höchste gemein-
schafft mitt einander haben, ein ware kürch, das ist ein Christliche gemein sein,
da niemandt das sein, sonder ieder des andern nutz vnd wolfarth suche vnd deß-
halb, so das ewige leben stehet an warem glauben in Christum, jmer einer den
andern zu uffbauwung deß glaubens anfüere, vnderweise vnd fürdere mitt gebett
zu Gott lehre, vermanung vnd gutten Exemplen deß lebens.
XII. Darmitt dann solchs ordentlich vnd fruchtparlich geschehe, so hatt Gott
geordnet gemeine diener seines H. Evangelij vnd gewöllt, daß durch sie | 463 | solchs
gemeinlich vnnd sonders täglich mitt höchstem fleiß getriben würde.
XIII. Jtem nach dem alles daran ligt, das wir erkennen, das all vnser heil an dem
stehet, das wir erkennen, das vnser herre Christus durch seinen todt vns erlöset

10. Böse.
11. Überlassen.
12. Einzig die Sünde.
13. Ro 9,22.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften