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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0408
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

denn schon nit allein soliche verhörer christlicher lere, sonder auch die oberkeyt
vnnd gemeyn mit allem gewalt solichemo zu widder sein wolten, würdt es dennoch
nit helffen, Dann je keyne creaturen jrem schopffer seinen willen zuschaffen weh-
ren mögen.
Das ist ein mal gewiß vnnd war, dieweil der h. geyst jm selber nit mage zu
wider sein, würt sich gedachter ordnung der verhör niemand, der den geyst
Christi hat, ymmermer wideren konden, dan der selbige h. geyst selb geleret, das
die christen nit sollen einen jeden lassen auch das ware Euangelj predigen, wir
schweigen ein noch vnbekante, vnbewerte5 lere. Dann die bewehret seind, sagt er,
vnnd andere zu leren tauglich, die ein gute zeugnüs haben, denen solle man dis
ampt beuelhen, vnnd niemand die hend bald4 vfflegen, 2.Timoth. 2[15], 1.Timot.
3 [2ff.], 5 [22]. Bringet dann jemand ein ander lere oder Euangelj dann die gleubigen
erkennen das Euangelj sein, dasp vnns qdie apostolenq geprediget haben, den
sollen sie verbannet halten, vnd wens eyn engel vom himel were, Gal. 1 [8]. Der-
massen leret er auch anderswo vnd ermanet gantz ernstlich, sich vor falscher lere
selb zu hüten vnnd andere zu warnen, Roman. 16[17], 2. Corinth. [12,12ff.], Tit.
1[10f.], 3[10].
Es gibt auch anders nichs, das der h. Paulus, 1. Corinth. 14[29ff.], von dem leret,
das alle mögen nach ordnung weissagen, vnnd wa einem von sitzenden etwas ge-
offenbaret würdt, das die anderen schweigen vnd disem losen7 sollen. Dann der
h. Paulus redet des orts von denen, die die gab der prophecy hatten, inn der kirchen
zu Corintho sich hielten und bekant waren, vnnd gar nit von denen, die daher
lauffen vnnd sich selb des h. geysts rhümen on einige kundtschaft oder zeugnüs
der kirchen. Wa noch heütigs tags weren, die die gab der prophecy hetten,
vnnd das den gleübigen möchte kündt sein, solte man soliche wol hören vnnd
dennoch, was sie sagten, richten. Dann wa schon recht propheten seind, die den
geyst der pro | 62 b | phecy warlich haben, seind syr dannoch auch noch menschen
vnnd haben daby auch den geyst des fleyschs. Das man aber gleich solte lassen ein
ieden allenthalb leren vnnd außgießen, was er wolte, der sich des geysts gottes
berühmet, man kennete jn oder nit, das hat S. Paulus nie gewölt, sonder wie vor
anzeyget, das widerspyl8 geleret, das man nemlich alles bewähren vnnd dem alleyn
stat geben solle, das man gut erkennet. Dis beweren wille er auch ordenlich
beschehens9, derhalb er allenthalb den kirchen eltiste verordnet hat vnnd zu ver-
ordnen beuolhen, die ob gesunder leer halten10, den widersprecheren die meüler
o) add. am Rand B. - p) gestr.: er.
q)-q) add. korr. B. - r) add. am Rand B.
s) gestr.: vnd dan gott vor sye, das es schon hie auch zur tyranney geriete.
4. Jemals.
5. Ungeprüfte, unbewiesene.
6. (Vor)schnell.
7. Zuhören.
8. Gegenteil.
9. Syntax: Er will, daß das Prüfen auch ordentlich (gemäß der Ordnung) geschieht.
10. >Ob ... halten< = wachen über.
 
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