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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0455
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DOKUMENTE ZUR SYNODE VI

451

Zu letst schreibt d. Antonj des orts, vnnd das ist auch sein gesag durch das gantz
buch hinauß, Das reich gottes muß alleyn mit gottes wort durch den h. geyst, on
gesatz, on schwert, on zwang gefürderet vnnd er halten werden89. Will d. Antonj
inn diser seiner red, das das reich gottes, wo gesatz, schwert vnnd zwang, znit
könde2 gefurderet oder erhalten werden oder das dis alles, vff sein maß, nit auch
zum reich gottes, dem doch alle creaturen dienen, fordere90, so ist es wider die
schrifft geredt. Dann wo gesatz, schwert vnnd zwang recht geprauchet, wurt inn
dem je gehandlet, das | 624 | got vnns gepotten, gut ist, vnnd das gut forderet,
das boß abtreibet. Je meer dann die sachen also stohn vnnd man gut regiment
vnnd ordnung haltet, den lasteren keynen raum gibt, der warheyt vnnd allem
guten den weg bereytet, freilich so fil meer würt da durch dem Euangeli raum
gemachet vnd dem gewehret, dadurch sunst der lauff des Euangeli verhindert
wurt. Das ist wol war: gesatz, schwert vnnd zwang fur sich selb, on wort vnnd
geyst, machen keinen christen, als wenig als außreuten der dörn vnnd hecken,
zackeren91 vnnd andere bereytung des ackers fur sich selb, on samen, feuchte vnd
werme vom himel, frucht bringen; noch kan niemand leucknen: vff sein maß
furdert auch die frucht, der die dorn vnnd hecken außreutet vnnd bereytet den
acker biß ann die saat. Also gute gesatze, straff vnnd zwang, wann dadurch falsche
lere vnnd ergerlich leben abgehalten, das fleysch gedemütiget wurt; kan demnoch
der samen gotlichs worts vnnd der geyst gottes, der vff den zerknitzeten92 gemü-
teren rüwet, desto mehr stat haben vnnd frucht bringen. Deshalb hatt got sein
volck auch etwann durch die feind zur forcht vnnd demut bracht; also zeucht man
die kind. Der vrsachen93 bracht der h. Petrus ein forcht vnnd schrecken über die
kirch, als er Ananiam vnnd Sapphyram tödtet94. Hiezu dienet auch, das Paulus
den Corinthier, der sein stiffmuter genommen, dem Satan ubergabe zum verderben
des fleyschs, damit der geyst selig wurde95. Da er dann wünschet, das die außge-
rottet wurden, die die Galater jrr machten96, vnnd den Alexandrum vnnd Hyme-
naeum dem Satan ubergabe97, das sie lereten nit meer le-| 625 | steren, hat er frei-
lich damit auch wöllen das reich gottes fürderen, dann er sunst nichs uberal suchete
oder wolte. Das reich gottes ist alle frombkeyt. Wer kan dan leugnen, das mann
das reich gottes fürdere, wann man das böß abtreibet vnd bereytet dem guten den
platz? Man wil als hie plenden mit dem trug, ab eo quod simpliciter est ad id quod
est secundum quid negatiue98. Das ampt der oberkeyt kan ja fur sich selb keinen
z)-z) korr. aus: könde nit.
89. Bericht, S. 34: »Myn rich stat nit jn waffenwär oder gewalt«.
90. Fördere.
91. Pflügen.
92. Niedergedrückten.
93. Aus diesem Grund.
94. Vgl. Apg 5,11.
95. Vgl. I Kor 5,5.
96. Vgl. Gal 1,8 und 3,1. 97. Vgl. I Tim 1,20.
98. Eine sophistische Schlußfolgerung: »aus was unbedingt wahr ist zu was nur bedingt wahr
sei.« Vgl. L. Schüty: Thomas-Lexikon, S. 299, s.v.fallacia.
 
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