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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0457
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DOKUMENTE ZUR SYNODE VI

453

walts wollen wir nit weiter, dan jn got verordnet, das böß zu straffen, das gut zu
furderen, vf maß dises ampts, die jn got selb gesetzet hat. Der sophistischen ge-
schwindigkeyt104 vnnd bezwang zur lugen wöllen wir gar nit. zur warheyt kan
man niemand zwingen oder mit sophistischer geschwindigkeyt bewegen, got muß
5 die geben. So fil leret hie Erasmus. Was ist nun hierinn wider das, so wir inn
vnseren articklen setzen, welchs dann auch Erasmus selb vnnd alle gelerten ie
welts105bekennet vnnd geleret haben, nemlich das christen, so sie obren, ver-
schaffen sollen, das die jren christlich geleret vnnd darann nicht verhinderet wer-
den, so fil jr eusserlicher gewalt dazu dienen kan? Nun diß vnnd nichs anders
10 setzen wir inn vnseren articklen, eben das selbige bekennen vnd setzet D. Antonj
selba, wie oben beweret. was darffe es dann des brechtigen einbringens diser reden
Erasmj ? sie ist wider vnns gar nit. Aus ort zu dem, das Erasmus schreibt, gewalt
der keyser habe die einfalt vnnd lauterkeyt des glaubens nit fil gefürderet, hat
d. Antonj verzeichnet. Bescheydenlich zeyget er hie an, was der gewalt zu fürde-
15 rung des glaubens thüe. Wir wolten nit meer, dann das D. Antonj selb gesetzet,
das die oberkeyt höchsten fleiß vnnd ernst ankeret, das jren vnderthanen das
h. Euangeli fleissigklich geprediget vnnd alles gotloß wesen vnnd was der heyl-
samen lere zuwider, gewehret vnnd abgetriben werde. Wer wil nun sagen, das
soliches denn glauben, so aus solicher predig komet, nit vff sein maß furdere?
20 Freilich, der den koch bestellet vnnd verhütet106, | 628 | das imm die speiß nit
verderbet werde, furderet auch etwas darzu, das man wol gespeiset werde.
E. gn. lasse fürtlesen biß vff die wort hilarij107.
Ewer gn. wölle, das Doctor Antoni hie schreibt, wol bedenckenn. Die Arrianer,
die vnserennb | 629 | cLieben herren Jesum nit wolten lossen waren gott vnd
25 einer gotheit mit dem vatter sein, sonder macheten yn zu einer creaturen, Dise
hatten yre so schwere yrthumb mit den worten dem Keyser verschlagen108 vnd yn
druff bewegt, das er liesse die, so nit wolten mit disen Arrianern gemeinschafft des
glaubens haben, fahen109, peinigen vnd vertreiben. Diß liset man in diser schrifft
contra Auxentium, die D. Antoni anzogen, vnd in den vorgohnden dryen schriff-
ten wider vnd zum Keiser Constantio110. Wider soliche Ketzer, G. herren, die den
30 rechtgleubigen gewalt vnd marter antheten, goht der nachfolgende spruch Hilarij.

a) gestr.: auch. - b) bis hier von der Hand Huberts.
c) von hier ab von der Hand Lenglins; dabei hat er oft den Diphthong-e (e) und -o (o) durch
einen einfachen Querstrich über dem jeweiligen Grundvokal ersetzt. Entgegen dieser handschrift-
lichen Eigenart geben wir im Druck den ausgeschriebenen Diphthong wieder.
104. Öfters beschuldigt Engelbrecht B. »sophistischer geschwindigkeyt«. Vgl. auch Bericht,
S.48.
105. Immer.
106. Verhindert.
107. Bericht, S.24f.
108. Verborgen.
109. Fangen, gefangennehmen.
110. Hilarii ... lucubrationes. Hg. von Erasmus, Basel 1523; CSEL 65, S. 181-205. Hilarius:
Liber Contra Arianos vel Auxentium; MSL 10, Sp. 605-618.
 
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