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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0463
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DOKUMENTE ZUR SYNODE VI

459

haben vnd noch beweren, das sy zuvor mit forcht oder schmertzen gezwungen
sind, do mit sy hernaher möchte geleret werdenn oder dem, so sy in worten schon
erlernet hatten, mit wercken nachkommen. Si werffen vns fur ein meinung eins
weltlichen lerers, der do spricht141: Ich achte es besser, das man leut, die frey vnd
5 yrer selb sind, durch scham vnd freyes, freundtliches halten im rechten thun be-
halte dann durch forcht. Diß ist nun wol war; noch wie die besseren sind, welche
die liebe füret, also sind deren meer, die die forcht besseret; Dann domit man disen
eben auß dem selbigen lerer antworte, | 637 | Lesen sy das auch bey im: Du kanst
nit recht thun dann durch böses darzu gezwungen142. Nun aber die gotlich
10 schrifft, die sagt von der besseren wegen143: Die forcht ist nit in der liebe, sonder
die wolkommen liebe schicket, treibet die forcht hinauf. Von der anderen wegen, die
schwecher sind, aber deren meer ist, sagt sye144: Der herte knecht wirt nit mit worten
gebesseret; dann wenn ers schon verstoht, gehorchet er nit. Als die schrifft sagt, mit
worten wurdt er nit gebesseret, heisset sy in darumb nit verlossen, sonder hatt
15 stillschweigend dargeben, wo her er solle gebesseret werden, sust sagte sy nit:
mit worten wurdt er nit gebesseret, sonder schlecht145: er wurdt nit gebessert.
So sagt sy auch an einem anderen ort145,Das man nit allein den knecht, sonder
auch den vngezognen son müsse mit streichen ziehen, vnd das mit grosser frucht.
Dan du, spricht sy, schlechst in wol mit der rutten, aber sein seele wurstu vom todt
20 erledigenn, Vnd an einem anderen ort147: Der des stecken schonet, der hasset seinen son.
Dann dem Dauid, der eins rechten glaubens vnd verstandts ist vnd sagt auß allen
krefften seiner seelen148: Es durstet mein seele zugott, dem lebendigen brunnen, wann
wirde ich kommen vnd erscheinen vor dem angesicht gottes, disem, der ein solicher ist,
dem ist ia die forcht nit von nötten, nit allein der zeytlichen straffen oder der
25 keyserlichen gesetzen, sonder auch der hellen149; dann ymm gott anhangen so
ein begirlich gut ist, das er nit allein von der selbigen entfrembdet werden als
| 638 | ein grosse poen vnd straff schewet, sonder auch, das solichs ym nur
vffgezugen wurdt, schwerlich vffnymmet.
Cap. XV. Noch aber eer die gutten kinder sagen, jch wolte gern vffgelöset vnd
30 bey christo sein, werden fil zuvor als böse vnd wie vnfromlich flüchtige knecht
zum herren durch streich der zeitlichenn geißlen widerbracht; Dann weer mag
vns meer lieben dan christus, der seine seel fur seine schäfflin gesetzet hatt150.
Noch als er petrum vnd andere Apostell allein mit worten beruffet, hatt er den
141. Terentius in Adelphis [Marg.]. - »Pudore et liberalitate liberos retinere satius esse credo
quam metu.« Terentius: Adelphoe. Actus I, ii.Hg. von R.Kauer und W.M.Lindsay. Oxford 1961.
V. 57 f.
142. A.a.O., V. 69: »malo coactu, qui suum officium facit.«
143. 1.Johan. 4[18][Marg.].
144. Prouerb. 29 [19] [Marg.].
145. Schlicht.
146. Prouerb. 23 [13 f.] [Marg.].
147. Prouerb. 13 [24] [Marg.].
148. Psalmus 41 [42,3] [Marg.].
149. Psalm. 72 [73,28] [Marg.].
150. Iohan. 10 [15] [Marg.].
 
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