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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0464
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

paulum, der vor Saul, hernaher ein grosser erbawer seiner kirchen, der zu vor ein
erschrocklicher zerstörer ware, nit allein mit der stym gestillet, sonder auch mit
gewalt darnider gesturtzet, vnd als er in finsternussen des vnglaubens wutet, vff
das liecht des hertzen, domit er vffstunde zubegeren, yn mit der blindtheit des
leibs geplaget. Dan wo das nit were ein plage gewesen, hette er nit dorffen her-
naher do von geheylet worden sein; vnd als er mit offnen augen nit sahe, were
seine augen gangheylig151 gewesen152, die schrifft erzelet153 nit, wie schieppen154,
mit denen sy verschlossen waren, dar von gefallen weren, als der Ananias ym
die hend, domit im das gesicht155der augen wurde eroffnet, vffgeleget hatt. Wo
ist nun, das diese pflegen zu schreyen: Es ist frey, glauben oder nit | 639| glau-
ben? Wem hatt Christus gewalt gethon? wen hat er zwungen? Sihe, den Apostel
paulum haben sye. in dem sollen sy erkennen, das christus den vorgezwungen156 ,
darnach geleret, vor geschlagen, darnach getrostet hatt. Das ist aber zuverwun-
deren, das der, der durch die plag am leib getrungen, zum Euangeli eingangen ist,
hatt am Euangelio meer gearbeytet, dann alle, die durchs wort allein beruffet
worden sein157, vnd den die forcht zur liebe getriben hatt - des selbigen liebe, als
sy volkommen worden, treybet sy die forcht hinaus158. Warumb solte dan die
kirch die verloren kinder, das sy widerkeren, nit zwingen, so die verloren kinder
die anderen gezwungen haben, das sy verloren wurdenn?
Diß sind die wort Augustini, die er auch mit satten, hellen schrifften beweret.
Zwey ding sagt er aber in disen, doran man sich stossen möchte; will man aber
recht verstohn, wie ers geschriben, wurdt kein fehl sein. Das ein ist, das er
schreibt, es werde nieman, der niechters gemiets sey, den kunigen sagen, sorget
in ewerem reich nit, von wem die kirch beschirmet werde oder angefochten. Vnd
hernaher schreibt er vnd lobett darin den heyligenl Maximinum ein Bischoff zu
vagen159, der der keyser hilff, die kirch zu schirmen, nit sich selb zu rechen, hatte
angeruffet. Diß mochte man disem heyligen lerer dohin deuten, als wolte er den
kirchen by den menschen schutz vnd hilff suchen vnd nit allein bey christo vnd do
mit christum dargeben, als waere der nit mächtig genug, seine kirch selb zu
schirmen.
der heylig Augustinus aber ist gar weit von diser meinung, er leret allenthalb,
das wir alle vnsere sachen allein vff christum setzen söllen. | 640 | dem bekennet
er aber auch allen gewalt gegeben sein in hymel vnd erden160, der auch in allen,
l) gestr.: Bischoff.
151. Gesund.
152. Vgl.Apg 9,18.
153. Präteritum: erzählte.
154. Schuppen.
155. Sehvermögen.
156. Vorher gezwungen.
157. Vgl. I Kor 9 und 2 Kor 11,23.
158. Vgl.1 Jo 4,18.
159. CSEL 57, S.26, Z. 18 f.
160. Vgl.Mt 28,18.

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