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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0492
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

reich gottes gehoren, der herr hat vnseren leib auch erlöset, wir sollen got preisen
am leib vnnd geyst; sie seind bede gottes, 1.Corinth.6. Es seind alle Christen
glider des leibs christj vnnd müssen alle jre werck zu erbawung des gemeynen
leibs dienen, alles zu dem end, das gottes namm jmmer meer bey vns geheyliget,
sein reich erweiteret vnd seinem willen nach alles gethon vnnd verhandlet werde,
wie er dan auch alles vns zu gut erschaffen hat. Darumb ist kein leipliche arbeit so
gering vnd nachgiltig300, die christen werden sich vff maß iedes wercks zum reich
gottes richten vnd wann es nur ein kalter drunck wassers were, den er dem wenig-
sten imm reich gottes mitteylete. Derhalb, was nutzlicher eerlicher leibs arbeit vnd
handtwerck seind, gehoren alle zum reich Christj, das er sie vff erden inn dem
füren will, das wir inn allem, dazu vnns got beruffen, recht thüen, vnseren nech-
sten nutzen vnd jn dadurch zu Gott furderenn.
So dann nun der oberkeyt ampt ist, wie das Plato, Aristoteles |683| vnnd alle
heyden erkennen301, versehen, das die jugent vnd das gantze volck zu guten vnnd
allen nutzlichen übungen vnnd vor allem zu rechter gots forcht geleret vnnd
zogen, auch angereytzet werde, vnd vor allem dahyn, das niemand sich selb suche,
sonder ein ieder den gemeynen nutz leben vnder jnen selb vnnd mit anderen nach
aller billicheyt vnd alles, so vnordenlich vnnd vnerbar, vnd vor allem aber, das die
leut vngotsförchtig machen mage, weder geleret noch getriben werde, vnnd dann,
das sie zu solichem rechten leben jre notturfftige versehung vnd vor den feinden
bewarung vnd schirm haben, Wie darffe doch D. Antonj solich ampt inn den grad
gegen dem handel vnnd reich Christj, gegen dem hertzlichen, waren gotsdienst
setzen, inn welchem grad acker bawen vnnd soliche leipliche dienst sein, die
alleyn dienen, den leib zu erhalten, jst zur notdurfft des leibs, als narung oder
kleydung vnd der gleich dienen vnnd dazu dienen, das das gantz menschlich leben,
so fil das eusserlich ist, recht geleret, angefuret vnnd getriben werde, ein gleichsf
Hette er doch Aristotelen gelesen, das ein anders ist, das mit der handt geschaffet,
das er factibile heysset, vnnd das durch die vernunfft inn recht menschlichem thun
gehandelt würt, jn dem die tugenden jr thun haben, die ger agibilia nennet, Jtem
das die kunst, ein gemeyn wesen recht anzurichten, dieg er ciuilem scientiam oder
artem heysset302 vnd die der anderen alienhalb ordnung gibt, ein | 684| ander
ding ist dan kunst sonderer handtwerck oder auch erkantnis der geschöpften
dingen jrer grösse, zal vnd anderer eygenschaften. Christus, vnser herr, ist darumb
kommen, das wir, jm hertzen durch jn gerechtfertiget, kondten gegen dem nech-
sten inn aller liebe jm zu allem guten dienen vnd leben vnnd also das gesatz er-
füllen; Dann das gantz gesatz inn dem erfillet wirt: Liebe deinen nechsten wie

f) gestr.: Unnd Christus unser herr ist darumb kommen [?]. — g) korr. von B. aus: das.
300. Minderwertig.
301. Zu Plato vgl. Nomoi 10, 907d-910e; zu Aristoteles vgl. Politeia 1280b, Z. 8-12 (nach der
Ausgabe der Ak. der Wiss. in Berlin).
302. Aristoteles: Nikomachische Ethik 1140a/b und 1094a/b. Vgl. Thomas von Aquin: In decem
libros ethicorum Aristotelis ad Nicomachum expositio. Hg. von R.M.Spiazzi. 3. Auflage. Turin
1964, S.314f.
 
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