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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0499
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DOKUMENTE ZUR SYNODE VI

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gegeben hat. Auch so ist das fur sich selb keyn volge, Christus hat das nit gethon,
darumb sollen wirs auch nit thun, sonder also muß man schliessen: Christus ver-
peutet, dis zuthun, oder diß ist dem, so Christus gepotten, zu wider, darumb solle
mans nit thun. Christus hat keinen buchstaben geleret, kein hauß, keyn weib ge-
hebt. solte darum vnrecht sein, das die christen, deren beruff solichs wie inn herren
nit forderet, schrifft leren, heuser vnnd weiber haben, doch das sie dis heben, als
hetten sie es nit335. Christus vnnd die Apostel weisen vnns inn die gantze schrifft
vnnd alle menschen zu jren ampteren zu ermanen nach der schrifft. Da staht dann
in der schrifft, die der herr nit vffgehaben336, das gesatz staht noch wider alles, das
der heilsamen lere Christi entgegen, das die oberen falsche lere straffen sollen337;
darumb ists nach der lere Christj vnnd der Apostolen, das wir solichs leren vnd
darzu ermanen.
Es folget auch nitt, Got hat imm anfang der kirchen mit der krafft des geysts
wunderbarlich die kätzer gestrafft vnnd abtriben, Darumb solte man die orden-
liche mittel hiezu nit meer brauchen, die got selb inn seinem gesatz dazu geordnet
hat, nemlich den gewalt der oberkeyt. Der herr hat imm anfange denen, die nichsg
I695 | gestudieret, alle kunst vnnd sprachen, vilen gesundtheyt vnd anders ver-
lichen, on die ordenlichen mittel hyezu. solte darumb ietz vnchristlich sein, gute
kunst vnnd sprachen, auch gesundtheyt zu bekommen, die ordenlichen mittel
gebrauchen, als studieren vnnd artzenei ? Also ists nun auch mit der oberkeyt. sie
ist von got vnnd dienet got auch mit der straff des argen.
Diß sagen wir aber alweg: jrthumb ist nit zustraffen als mutwil, vnd habenn
alweg ermanet, wo einfaltiger jrthumb, das man dem wol so vil wehre, das andere
dadurch nit beschediget werden, aber das doch gegen dem jrrenden alle barm-
hertzigkeyt gebrauchet werde. Die barmhertzigkeyt aber verdammen wir, da man
etlichen frechen, freuelen, letzen338 köpffen barmmhertzigkeyt beweisen wille, inn
dem das man sie lasset filh einfaltiger hertzen jrre, ja gar von christlicher lere ab-
fellig machen, welches nichs dann rechte hereticj seind. Noch wolten wir auch mit
solichen nit ernstlicher gehandelt werden, dann nur, das sie andere nit verderbeten,
wie mann die vnsinnige leut, ob sie schon grosse mörd thun, drumb nit todtet.
mann lasset sie aber auch nit frey wüten nach jrer vnsinnigkeyt. Da wolten wir der
oberkeyt nit weiter sagen, dan got habe jr beuolhen, alle ergernüß vnnd vor allem
falscher lere, dann ann der lere das höchst gelegen, so fil jr jmmer muglich ist, von
den jren ab wenden vnnd sie zu gesunder lere das best, so sie vermögen, furderen.
Da sollen sie dann got vmb den rechten geyst bitten, das sie solichs vff die besser-
lichste vnnd gotgefelligste weiß thun, weder zu fil nachlessig noch zu vil streng,
on ansehen aller personen, mit vffsehen gantzes hertzens vff got, inn welchem sie
auch das gesatz gottes ansehen vnnd vor augen haben sollen vnnd nit zweyfflen,
g) folgt: gestr. - h) B.s Entwurf (f. 533b): einfaltiger guter hertzen.
335. Vgl. I Kor7,29.
336. Aufgehoben.
337. Vgl. I Tim 1,9.
338. Verkehrten.
 
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