ARTIKEL BELANGENDE DY RELIGION (1539)
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getriebenn, dardurch danno offt grosse emporung vnd pblutuergiessung entstanden
istp, wie man das zum teyl in historien lieset Vnnd zum teyl nur zu vil grob vor augen
sihet; Weyl114 dann ja das closter leben so wust verfallen vnnd den kirchen so verderb-
lich wordenq, sor wurd der recht vnd reyn Christlich eyffer | [39 b] | zur Reformation
der kirchen erforderns, das die closter wider dahin gericht wurdent, uChristlichev
zucht schulen sein vor die iungen, Spital vor die dorfftigen, vnd die mane dardurchu zu
den gemeinen Christlichen diensten desto geschickter machen mocht vndw sie nitx
denselbigeny entzihez vnd da besundere cultus vnd sunderung von der gemeinen
kirchen anrichtena. Also wereb auch mit den junckfrawen clostern zufarenc.
Das ewig verloben hat weder wort noch exempel in der schrifft vnd ist zuvil vbel
gerathen; so ist S. Paulus regeld von den iungen Witfrawen vnnd, das zur kirchen
keine vnder sechtzigk jaren auffzunemen sey115, gare wol zubedencken.
Von vereherung der abgestorbenf heyligen.
Die alten haben die liebeng abgestorbenh heiligen, das volck jrem glauben vnnd leben
nachzuuolgen anzureitzen, vnnd nit vmb der religion willen gegen jnen vereheret,
Wie man auch hie vff erden fromme, heilige leuth vereheret116. bey diesen Vättern
hat man die heyligen nit angeruffen, | [40 a] | sünder allein jr gedechtnus gehalten, Ob
man woli gebetten hat, gotj woll ir gebeth vor vns erhoren117.
Jn etlichen predigen aber der alten findet man, das sie, erhitzigt auß jrem lob, die
rede auch zu jnen gewantk vnnd sie gebeten haben, klas ist aber ein prosopopoeam118
gewesenl Vnd darumb in gemeinem gebett der kirchen nit gescheen. Nachdem es
n) add.: und E, F. - o) fehlt E, F.
p)-p) blütvergiessen erwecket haben E, F. - q) add.: ist E, F.
r) fehlt E, F. - s) erfordert E, F. - t) werden E, F.
u)-u) das sie Spitäl für die dürfftigen und Christliche zucht schulen seien für die jüngern, die man
alda E, F. - v) Christlicher B. - w) fehlt E, F.
x) mit B. - y) demselbigen E, F. - z) entziehenn E; entziehen F.
a) anrichte E, F. - b) add.: es E, F. - c) fürzunemen E, F.
d) add.: i. ad Timoth. V. E, F. - e) ia E, F. - f) abgestorbenen E, F. - g) leben E.
h) abgestorbenen E, F. - i) add.: Gott E, F. - j) er E, F. - k) gewendet E, F.
l)-l) fehlt B. - m) E, F; Prosopopeia A, C, D.
114. Dieses »Weijl« nimmt das »Nhun weijl«, Z. *** wieder auf.
115. 1 Tim 5,9-14.
116. s. Augustinus: De vera religione 55,108: »honorandi ... propter imitationem, non adorandi
propter religionem«; CChr ser. lat. 32, S. 256, Z. 23-29, zitiert von Witzel, Typus, S. 61; Augusti-
nus: Contra Faustum 20,21: ».. .eo cultu dilectionis et societatis, quo et in hac vita coluntur sancti
homines Dei«; CSEL 25,1, S. 562, Z. 19-20.
117. Witzel, Typus, S. 60-64, betont, daß die alte Kirche die Heiligen geehrt, nie aber angerufen
hat. Er verteidigt die Fürbitte der Heiligen für die Gläubigen unter Berufung auf Basilius von Cäsa-
rea: Homilia 19,8; MSG 31, Sp. 524C; Johannes Chrysostomus: Hom. in Juventinum et Maxi-
minum 3; MSG 50, Sp. 576. B. erwähnt im Florilegium patristicum besonders Augustin und Gebete
an Festtagen bestimmter Heiliger; s.BOL 3,S. 59 -60.144-147. Er betont die Nachfolge der Heili-
gen.
118. Die Einführung nichtpersonhafter Dinge oder Tote als redend und sich personhaft verhal-
tend; s. H. Lausberg: Handbuch der literarischen Rhetorik. Eine Grundlegung der Literaturwissen-
schaft. 2. Aufl. München 1973. Bd. 1, § 826-829.
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getriebenn, dardurch danno offt grosse emporung vnd pblutuergiessung entstanden
istp, wie man das zum teyl in historien lieset Vnnd zum teyl nur zu vil grob vor augen
sihet; Weyl114 dann ja das closter leben so wust verfallen vnnd den kirchen so verderb-
lich wordenq, sor wurd der recht vnd reyn Christlich eyffer | [39 b] | zur Reformation
der kirchen erforderns, das die closter wider dahin gericht wurdent, uChristlichev
zucht schulen sein vor die iungen, Spital vor die dorfftigen, vnd die mane dardurchu zu
den gemeinen Christlichen diensten desto geschickter machen mocht vndw sie nitx
denselbigeny entzihez vnd da besundere cultus vnd sunderung von der gemeinen
kirchen anrichtena. Also wereb auch mit den junckfrawen clostern zufarenc.
Das ewig verloben hat weder wort noch exempel in der schrifft vnd ist zuvil vbel
gerathen; so ist S. Paulus regeld von den iungen Witfrawen vnnd, das zur kirchen
keine vnder sechtzigk jaren auffzunemen sey115, gare wol zubedencken.
Von vereherung der abgestorbenf heyligen.
Die alten haben die liebeng abgestorbenh heiligen, das volck jrem glauben vnnd leben
nachzuuolgen anzureitzen, vnnd nit vmb der religion willen gegen jnen vereheret,
Wie man auch hie vff erden fromme, heilige leuth vereheret116. bey diesen Vättern
hat man die heyligen nit angeruffen, | [40 a] | sünder allein jr gedechtnus gehalten, Ob
man woli gebetten hat, gotj woll ir gebeth vor vns erhoren117.
Jn etlichen predigen aber der alten findet man, das sie, erhitzigt auß jrem lob, die
rede auch zu jnen gewantk vnnd sie gebeten haben, klas ist aber ein prosopopoeam118
gewesenl Vnd darumb in gemeinem gebett der kirchen nit gescheen. Nachdem es
n) add.: und E, F. - o) fehlt E, F.
p)-p) blütvergiessen erwecket haben E, F. - q) add.: ist E, F.
r) fehlt E, F. - s) erfordert E, F. - t) werden E, F.
u)-u) das sie Spitäl für die dürfftigen und Christliche zucht schulen seien für die jüngern, die man
alda E, F. - v) Christlicher B. - w) fehlt E, F.
x) mit B. - y) demselbigen E, F. - z) entziehenn E; entziehen F.
a) anrichte E, F. - b) add.: es E, F. - c) fürzunemen E, F.
d) add.: i. ad Timoth. V. E, F. - e) ia E, F. - f) abgestorbenen E, F. - g) leben E.
h) abgestorbenen E, F. - i) add.: Gott E, F. - j) er E, F. - k) gewendet E, F.
l)-l) fehlt B. - m) E, F; Prosopopeia A, C, D.
114. Dieses »Weijl« nimmt das »Nhun weijl«, Z. *** wieder auf.
115. 1 Tim 5,9-14.
116. s. Augustinus: De vera religione 55,108: »honorandi ... propter imitationem, non adorandi
propter religionem«; CChr ser. lat. 32, S. 256, Z. 23-29, zitiert von Witzel, Typus, S. 61; Augusti-
nus: Contra Faustum 20,21: ».. .eo cultu dilectionis et societatis, quo et in hac vita coluntur sancti
homines Dei«; CSEL 25,1, S. 562, Z. 19-20.
117. Witzel, Typus, S. 60-64, betont, daß die alte Kirche die Heiligen geehrt, nie aber angerufen
hat. Er verteidigt die Fürbitte der Heiligen für die Gläubigen unter Berufung auf Basilius von Cäsa-
rea: Homilia 19,8; MSG 31, Sp. 524C; Johannes Chrysostomus: Hom. in Juventinum et Maxi-
minum 3; MSG 50, Sp. 576. B. erwähnt im Florilegium patristicum besonders Augustin und Gebete
an Festtagen bestimmter Heiliger; s.BOL 3,S. 59 -60.144-147. Er betont die Nachfolge der Heili-
gen.
118. Die Einführung nichtpersonhafter Dinge oder Tote als redend und sich personhaft verhal-
tend; s. H. Lausberg: Handbuch der literarischen Rhetorik. Eine Grundlegung der Literaturwissen-
schaft. 2. Aufl. München 1973. Bd. 1, § 826-829.