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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Augustijn, Cornelis [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 9,1): Religionsgespräche (1539 - 1541) — Gütersloh, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.29835#0338
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WORMSER BUCH, DEUTSCH (1541)

Einfluß entscheidend gewesen, der 22. Artikel muß größtenteils als Bucerisch
bezeichnet werden. Alles in allem zeigt das Wormser Buch alle Merkmale einer
Koproduktion.

In unserer Edition geben wir lateinischen Text des Wormser/Regensburger
Buch heraus nach einer Abschrift des Exemplars, das Bucer Philipp von Hessen
zugeschickt hat, sowie die deutsche Übersetzung des Wormser Buches, die Bucer
für den Landgrafen angefertigt hat. Als Beilage geben wir die von Gropper 1545
herausgegebenen »Artikell«, da diese uns wahrscheinlich einen Einblick in die
Urform des Wormser Buches ermöglichen.

Einige Beobachtungen zur Ausgabe des lateinischen Textes fangen gebührenderma-
ßen mit der Erwähnung der verdienstvollen Studien von Max Lenz an36. Er hat im
Marburger Archiv eine Handschrift aufgefunden, die er wie folgt identifiziert hat:
Die Handschrift enthält als Basistext das Wormser Buch, das heißt die in Worms im
Geheimgespräch abgefaßte Vergleichsformel. Diese wurde in Regensburg durch
Streichungen und Zusätze umgearbeitet zum Regensburger Buch, wie es dem Kaiser
nach Abschluß der Besprechungen im Ausschuß offiziell übergeben wurde. Lenz
war der Meinung, daß, als die Sekretäre der protestierenden Stände zusammenka-
men, um die benötigten Abschriften des Regensburger Buches anzufertigen37, die
Hessen nicht eine vollständige Kopie machten, sondern das Manuskript, das sie
bereits besaßen, »korrigierten«, umarbeiteten, oder diese Arbeit später vornahmen.
Lenzens Auseinandersetzungen sind überzeugend. Er hat auch als erster das Worm-
ser Buch ediert, und zwar in der Form von Varianten zum Regensburger Buch, wie
es in CRMel herausgegeben worden war38.

In unserer Edition bildet das Wormser Buch, in dem das genuin-Bucerische stär-
ker zum Ausdruck kommt als im Regensburger Buch, den Basistext. Die Abwei-
chungen des Regensburger vom Wormser Buch werden in den ersten Apparat aufge-
nommen39. Diese Aussage sollte nicht mißverstanden werden. Wer den kritischen
Apparat studiert, könnte folgern, daß die Unterschiede zwischen den beiden
Büchern sich an Hunderten von Stellen zeigen, und daß diese Unterschiede einer-
seits eine Vielfalt von kleineren Verschönerungen, andererseits eine beschränkte
Zahl von wesentlichen Änderungen umfassen. Ein solcher Eindruck trügt jedoch.
Unser Manuskript vermittelt das Wormser Buch in der Form, die es Ende Januar
hatte, als es dem Landgrafen zugeschickt wurde. Schon am 10. Januar besaß Gran-
vella jedoch ein Exemplar, das wahrscheinlich der Urform, d.h. dem Ergebnis der

36. Lenz 3, S. 31-72.

37. Am 15. Juni wurde diese Arbeit fertig; s. ARC 6, S. 21.

38. Lenz 3, S. 39-72.

39. Wir haben darauf verzichtet, mehrere Handschriften zu Rate zu ziehen, da diese alle nur das
Regensburger Buch beinhalten. Pfeilschifter hat seinem Text das Mainzer Exemplar zugrunde
gelegt; s. ARC 6, S. 21-22.
 
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