Metadaten

Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0049
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
C. Die Mainzer Kirchen und ihre Inschriften
St. Agnes. Das Zisterzienserinnenkloster St. Agnes lag am Dietmarkt, dem heutigen Schiller-
platz. Die Kirche befand sich auf dem Anfang der heutigen Ludwigstraße k
Um 1326 ist der Chor der Kirche im Bau. Die Kapelle rechts vom Hochaltar wurde 1372 (oder
79) gebaut, gleichzeitig wohl auch der Kreuzgang. 1527 entstand die Agnesenkapelle hinter
dem Chor der Kirche. 1809 wurde die Kirche bei Anlage der Ludwigstraße abgebrochen, die
Klostergebäude folgten im Laufe des 19. Jahrhunderts.
Der stattliche Klosterkomplex wird gewiß viele Inschriften geborgen haben, man muß anneh-
men, daß fast jede Äbtissin ihr Grabmal hatte. Trotzdem sind nur wenige Inschriften über-
liefert, erhalten sind nur vier. An Ausstattungsstücken des Klosters können wir allerdings
mehr nachweisen, doch auch da nur einen Bruchteil dessen, was man aus anderen untergegan-
genen Kirchen kennt.
Helwich oder sein Abschreiber Gamans sowie Würdtwein versagen als Überlieferer von In-
schriften. Sporadisch wurden einige Inschriften von Gudenus und Bodmann aufgezeichnet.
Die größte Sammlung ist die, die von einer Klosterfrau angelegt wurde und die sich im
Pfarrarchiv von St. Quintin befand 1 2, sie enthält allerdings auch nur acht Inschriften.
St. Alban
Kirche und Kloster lag extra muros im Süden der Stadt auf dem Albansberg. Ausgrabungen
in den Jahren 1907—1910 zeigten3, daß die Lage der Kirche aus ihrer Gründung inmitten
eines römischen Friedhofs zu erklären ist. Der geschichtliche Vorgang war wohl der gleiche,
wie er sich durch die Ausgrabungen in St. Viktor zu Xanten herausstellte 4, wie es auch in
Bonn und Köln, St. Gereon und wahrscheinlich auch bei den außerhalb der Stadtmauern lie-
genden anderen Mainzer Kirchen gewesen sein wird. Innerhalb des heidnisch-römischen Fried-
hofs, der zunächst Soldaten, dann auch Bürgerliche, seit dem 4. Jahrhundert auch Christen
aufnahm, erfolgte wohl die Beisetzung des Märtyrers Alban. Die Ausgrabung deckte die Fun-
damente eines 50 : 100 Fuß großen Saales auf, der wohl bald nach dem Martertod des hl.
Alban (406?) über dessen Grab errichtet worden sein wird. Diese frühchristliche Kirche lag in
der Mitte der jetzigen Straße: „Auf dem Albansberg.“ Aus der veränderten Richtung der frän-
kischen Bestattungen schloß Behrens auf eine Holzkirche als zweites Bauwerk an dieser Stelle5.
Die gleiche Orientierung hatte die karolingische Basilika, die zwischen 787/796 und 805
errichtet wurde.
Dieser wurden in romanischer Zeit die beiden Westtürme angebaut. Die Gotik brachte den
riesigen Chor und wohl auch ein Querhaus. Das Kloster blieb offenbar sehr lange Zeit nach
seiner Zerstörung durch die Mainzer Bürger (1329) in ruiniertem Zustand liegen. Wir hören
nämlich erst 1483 davon, daß der Administrator Adalbert von Sachsen eine Kollekte zur
Wiederherstellung der kirchlichen Gebäude empfiehlt. 1491—94 wird der Hauptchor ge-
wölbt und mit einem Dach versehen. Vielleicht war der auf allen Stadtansichten dargestellte
Chor überhaupt erst 1491—94 von Grund auf neu entstanden (und nicht mehr der aus der
Zeit vor der Zerstörung übriggebliebene). Wir hören auch aus der Zeit vor 1329 von einem
Chorbau. Die enorm hohe Form des Baukörpers mit den waagerecht unterteilten Maßwerk-
fenstern spricht eher für das Ende des 15. lahrhunderts. Ein Vorläufer wäre etwa der West-
chor von St. Katharinen in Oppenheim (1415 —1439). Anscheinend wurden aber das Qüer-
haus und das (wahrscheinlich noch karolingische) Langhaus der Kirche nicht mehr aufgebaut,
ebenso wie der Nordturm der Westfassade, den 1329 die Mainzer Bürger umlegten, denn auf
der Ansicht des Kirchbrombacher Altares aus der Zeit von etwa 1515 ist nur der überdachte
Chor und der Südturm zu sehen6.

1 Kdm. Kirchen S. i. — Wagner=Schneider II S. 124. —
2 Dieses bei Forschner, St. Quintin S. 50 abgedruckte Heft konnte bereits vor 1942 im Pfarrarchiv von St. Quintin nicht mehr
aufgefunden werden. Sollte es noch dort gewesen sein, so ist es wahrscheinlich am 12./13. Aug. 1942 verbrannt, denn der
gerettete Teil des Pfarrarchivs enthält nur Rechnungen.
3 Kdm. Kirchen S. 6. — E. Neeb, Zur Baugeschichte der St. Albanskirche bei Mainz in: M. Z. III, 1908 S. 111 u. Neeb, Berichte
über die Ausgrabungen der St. Albanskirche im Jahre 1908. M. Z. IV, 1909 S. 34. —
4 W. Bader in: Bonner Jahrbücher 139, 1934 S. 181 und in: Germania XVIII, 1934 S. 112. —
5 G. Behrens in: M. Z. XV/XVI, 1920/21 S. 71. —
6 A. Feigel, Die älteste Ansicht von Mz. In: M. Z. 41/43, 1946/48 S. 85. —

[43]
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften