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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0051
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Für das einstige Vorhandensein von Inschriften bedeutender Personen in St. Alban spricht der
Augenzeugenbericht des älteren Gozwin1:
„Auch fing die ehrwürdige Stätte (d. i. die Albanskirche) an, sich solcher Berühmtheit zu er-
freuen, daß nicht nur die Bischöfe der königlichen Stadt Mainz, sondern auch die ersten des
Reiches nicht anderswo begraben sein wollten. Als Beweis dafür dienen die Mausoleen (Grab-
denkmäler), die innerhalb der Kirche und auf allen Seiten rings um diese stehen und die
Namen der einzelnen, ihren Sterbetag durch Inschriften angeben. Nachdem Fastrada gestor-
ben war, beschloß der mächtige und fromme Kaiser Karl der Große ihre feierliche Bestattung
in St. Alban vornehmen zu lassen. Erließ siedort im nördlichen Vestibulum vor dem Altar der
Apostel (nach anderer Lesart: der hl. Maria) beisetzen. Zum Kennzeichen dient die Inschrift
(titulus) ihres Denkmals, die an der Wand desselben Vestibulums innerhalb des Gewölbes
(der Nische, intra fornicem) angeschrieben ist.
Leider kann man aus diesem sonst so aufschlußreichen Bericht nicht entnehmen, ob nun in St.
Alban wirklich die überlieferten langen Gedichtstexte oder ganz andere kurze Inschriften
etwa an den Erzbischofsgrabmälern bestanden.
Gegen das einstige Vorhandensein der langen gedichteten Epitaphien in St. Alban würde spre-
chen: Hebelin von Heimbach zeichnete etwa 175 Jahre nach der Zerstörung von St. Alban
(1329) die Texte auf. Da St. Alban in dieser langen Zeit als Ruine dalag, müßten eigentlich
viele Denkmäler zu Grunde gegangen sein. Aus den schwankenden Ortsangaben, die die Main-
zer Inschriftensammler und Geschichtsforscher des 17. und 18. Jhdts für die Texte, die sich
angeblich in St. Alban befanden, bringen, kann man schließen, daß keiner mehr originale In-
schriften gesehen hat. Man hat vielmehr den Eindruck, daß alle die sog. Epitaphien aus der
Chronik des Hebelin von Heimbach abschreiben und dann oft keine oder willkürliche Orts-
angaben hmzufügen2.
Die Tatsache, daß die Mainzer Erzbischöfe von 800 bis 1000 in St. Alban beerdigt wurden,
charakterisiert auch die Bedeutung dieser Kirche. Es fragt sich nur, ob St. Alban ähnlich wie
die ebenfalls außerhalb der Stadt gelegene St. Matthiaskirche in Trier als bischöfliche Grab-
lege benutzt wurde, oder ob die Zugehörigkeit der meisten Erzbischöfe der damaligen Zeit
zum Benediktinerorden hier den Ausschlag gab. Es muß jedoch besonders betont werden,
daß diese als Benediktineräbte und Mönche anderen Klöstern (oft Fulda) angehörten. Dafür,
daß von 800—1000 die Albans-Kirche als Grablege der Bischöfe angesehen wurde, spricht auch
die Übertragung der Reliquien von 10 vorbonifatianischen Mainzer Bischöfen durch Erz-
bischof Hildibert im Jahre 935 aus St. Hilarius (S. 344).
Dadurch, daß der Erzbischof Wilhelm ein Sohn Kaiser Ottos I. war, fand auch sein Bruder
Herzog Ludolph von Schwaben hier seine letzte Ruhestätte (S. 344). Auch Liutgarda J 953,
eine Tochter Ottos I. lag in St. Alban, ihre silberne Spindel war hier aufgehängt3. Auch sonst
scheint in St. Alban für hochgestellte Personen der Begräbnisplatz gewesen zu sein, z. B. des
Megingoz (S. 344) und des Landgrafen Ludwig von Thüringen (Nr. 658). Die späteren Grab-
steine fallen nicht aus dem Rahmen des sonst in Mainz üblichen.
'Wenn wir nachdem aus St. Alban heute noch erhaltenen Bestand von Inschriften fragen, so fällt
nach Abzug der frühchristlichen Steine das Ergebnis sehr mager aus. Die Kopie des Fastrada-
steines im Dom (Nr. 1), der Stein von St. Alban, dessen Herkunft aber nicht sicher ist (Nr. 3)
sowie zwei Stücke des Kirchenschatzes, ein Weihwasserkessel und ein Ostensorium des 12.
Jahrhunderts, die sich beide auswärts befinden (Nr. 659 u. 665), sind die einzigen Über-
bleibsel. Der reiche Schatz wurde zwar über die Katastrophe von 1552 hinweggerettet und
auf abenteuerliche Weise in seinem Versteck nach 50 Jahren wiedergefunden, wie ich an
anderer Stelle bereits geschildert habe4. Er scheint aber dann in der Säkularisation endgültig
zugrunde gegangen zu sein.
Von den Grabsteinen vermuten wir, daß 1552 ein Teil zugrunde ging, man sammelte dann
den Rest unter dem Glockenturm, der noch ziemlich heil geblieben war5. Dort sahen die
Mainzer Forscher des frühen 17. Jahrhunderts noch einige Steine, z. B. den des Megingoz und

1 M. G. SS. XV2 S. 990 und bei Neeb in: M. Z. III, 1908 S. 75. —
2 vergl. auch im Folgenden S. 343, die kleine Einleitung und die Bemerkungen zu den einzelnen Grabschriften.
3 Falk in: Nassauische Annalen 12, 1873 S. 15. —
4 F. Arens, Ein Schatzfund in Mainz, in: Mainzer Kalender 1947 S. 22. —
5 Joannis II S. 785. —

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