206 Liebfrauen, jetzt Domkreuzgang Madonna der Palästinafahrer
1484
Heute im Domkreuzgang in der Wand des Ostflügels (Joch 21) eingemauert. Grauer
Sandstein mit Resten alter Bemalung. In einem reich profilierten Rahmen—129:111cm
— die gekrönte Mutter Gottes im Strahlenkranz aus einem Halbmond hervorwachsend,
das nackte Kind in den Armen. An den unteren Ecken des Rahmens die Wappen-
schilde Breidenbach genannt Breidenstein und Bicken. Unter diesem Relief ist die
Inschrifttafel eingelassen. 26 : 92 cm. Kapitale. Schrift 3,3 cm.
FaC MECV SIGNV IN BONO VTVIDEAT
QVI ODERVT ME ET CONFVNDANTVR
QVONIAM TV ADIVVISTI ME ET GON
SOLATA ES ME REGINA CELORVM
Fac mecum signum in bono, ut videant, qui
oderunt me, et confundantur, quoniam tu
adiuvisli me et consolata es me,regina celorum.
mit ein glüdverhdpcrtM geidjen, bannt fic es
fdjamerfüllt feiert, bie midj baffen: bafi bu mir ge;
Rolfen, baf bu midj getröflet bafi, Jpimmel^imigin.
Das Denkmal wurde 1484 vom Domdekan Bernhard von Breidenbach und dem Ritter
Philipp von Bicken gestiftet, als sie von einer Pilgerfahrt durch Palästina und Ägypten
glücklich zurückgekehrt waren: es ist das die Fahrt, die in dem Buch von der Reise
ins Heilige Land beschrieben wurde (Mainz 1486: Gesamtkatalog der Wiegendrucke
5075—5082; mehrfach übersetzt und nachgedruckt). Erhard Reuwich, der die Pilger
begleitete, der die Holzschnitte des Buches zeichnete und die ersten Ausgaben druckte
und verlegte, wird jetzt auch für den Meister des Muttergottesbildes gehalten (Solms,
S. 56). Die Verwandtschaft mit dem Meister des Adalbertgrabmals wurde schon öfters
festgestellt (1484). Ob bei der verhältnismäßig groben Ausführung das Denkmal von
der Hand Reuwichs sein kann, ist in-
dessen sehr die Frage. Die Inschrift
des Denkmals dürfte die erste auf
deutschem Boden sein, die in der
Kapitalschrift der Renaissance ausge-
führt wurde. Als Vorbild scheint eine
italienische Druckschrift gedient zu
haben, vielleicht die von Nikolaus Jen-
son in Venedig geschnittene und seit
1470 verwendete Antiqua. Breidenbach
berichtet, daß die Pilger vor ihrer Ab-
reise in Venedig im Hause des huma-
nistischen Mäzens Peter Ugelheimer
wohnten, der als Teilhaber der Offizin
Jensons bekannt ist. — Der Wortlaut
der Inschrift entspricht dem Psalm 85,
V. 17, bis auf den Schluß, der in der
Vulgata consolalus es me lautet.
Franz Falk, Marianum Moguntinum (Mainz 1906)
S. 94. — Klingelschmitt in: Hessenkunst 1914 S. 15.
Klingelschmitt, Magister Valentinus (Wiesbaden
1918) S. 17. — Kdm. Dom S. 464. — Kautzsch, Dom
S. XV. — Führer Dommuseum S. 13. — R. R.
Kreutzer: Marienminne im goldenen Mainz (Mainz
1936) S. 36. — v. Solms, Der Hausbuchmeister in:
Städeljahrbuch IX (1935/36) S. 56 Abb. 69. — O.
Schmitt, Hans v. Düren. Schriften des hist. Mu-
seums Frankfurt I (1925) S. 27/28 Taf. 4b. B
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1484
Heute im Domkreuzgang in der Wand des Ostflügels (Joch 21) eingemauert. Grauer
Sandstein mit Resten alter Bemalung. In einem reich profilierten Rahmen—129:111cm
— die gekrönte Mutter Gottes im Strahlenkranz aus einem Halbmond hervorwachsend,
das nackte Kind in den Armen. An den unteren Ecken des Rahmens die Wappen-
schilde Breidenbach genannt Breidenstein und Bicken. Unter diesem Relief ist die
Inschrifttafel eingelassen. 26 : 92 cm. Kapitale. Schrift 3,3 cm.
FaC MECV SIGNV IN BONO VTVIDEAT
QVI ODERVT ME ET CONFVNDANTVR
QVONIAM TV ADIVVISTI ME ET GON
SOLATA ES ME REGINA CELORVM
Fac mecum signum in bono, ut videant, qui
oderunt me, et confundantur, quoniam tu
adiuvisli me et consolata es me,regina celorum.
mit ein glüdverhdpcrtM geidjen, bannt fic es
fdjamerfüllt feiert, bie midj baffen: bafi bu mir ge;
Rolfen, baf bu midj getröflet bafi, Jpimmel^imigin.
Das Denkmal wurde 1484 vom Domdekan Bernhard von Breidenbach und dem Ritter
Philipp von Bicken gestiftet, als sie von einer Pilgerfahrt durch Palästina und Ägypten
glücklich zurückgekehrt waren: es ist das die Fahrt, die in dem Buch von der Reise
ins Heilige Land beschrieben wurde (Mainz 1486: Gesamtkatalog der Wiegendrucke
5075—5082; mehrfach übersetzt und nachgedruckt). Erhard Reuwich, der die Pilger
begleitete, der die Holzschnitte des Buches zeichnete und die ersten Ausgaben druckte
und verlegte, wird jetzt auch für den Meister des Muttergottesbildes gehalten (Solms,
S. 56). Die Verwandtschaft mit dem Meister des Adalbertgrabmals wurde schon öfters
festgestellt (1484). Ob bei der verhältnismäßig groben Ausführung das Denkmal von
der Hand Reuwichs sein kann, ist in-
dessen sehr die Frage. Die Inschrift
des Denkmals dürfte die erste auf
deutschem Boden sein, die in der
Kapitalschrift der Renaissance ausge-
führt wurde. Als Vorbild scheint eine
italienische Druckschrift gedient zu
haben, vielleicht die von Nikolaus Jen-
son in Venedig geschnittene und seit
1470 verwendete Antiqua. Breidenbach
berichtet, daß die Pilger vor ihrer Ab-
reise in Venedig im Hause des huma-
nistischen Mäzens Peter Ugelheimer
wohnten, der als Teilhaber der Offizin
Jensons bekannt ist. — Der Wortlaut
der Inschrift entspricht dem Psalm 85,
V. 17, bis auf den Schluß, der in der
Vulgata consolalus es me lautet.
Franz Falk, Marianum Moguntinum (Mainz 1906)
S. 94. — Klingelschmitt in: Hessenkunst 1914 S. 15.
Klingelschmitt, Magister Valentinus (Wiesbaden
1918) S. 17. — Kdm. Dom S. 464. — Kautzsch, Dom
S. XV. — Führer Dommuseum S. 13. — R. R.
Kreutzer: Marienminne im goldenen Mainz (Mainz
1936) S. 36. — v. Solms, Der Hausbuchmeister in:
Städeljahrbuch IX (1935/36) S. 56 Abb. 69. — O.
Schmitt, Hans v. Düren. Schriften des hist. Mu-
seums Frankfurt I (1925) S. 27/28 Taf. 4b. B
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