Martin zeigt. Das 1507 von Peter Schöffer gedruckte Missale Maguntinum hat als
Titelholzschnitt den Heiligen zu Pferde mit dem Bettler und der umlaufenden Bei-
schrift: „Aurea Maguncia Rome vera filia sub divo Martino Bonifatioque bene tuta.“
Einen ähnlichen Holzschnitt enthält das Breviarum Moguntinum der gleichen Offizin
vom Jahre 1509; hier lautet die Umschrift: „Aurea Maguncia sancte romane ecclesie
specialis vera filia“, also wörtlich übereinstimmend mit dem Anfang der Altar-
inschrift. —
Die Verse: Assis nobis in agone kommen als Hymnus ad Laudes in einer feierlichen
Commemoration des hl. Martinus am Freitag vor Septuagesima vor. Statt memoriae
heißt es dort coronae.1 Im gleichen Wortlaut, aber auf den hl. Bonifatius angewandt,
finden sich diese Verse in dessen Offizium zum 5. Juni.2
Der Altarumbau ging in den Revolutionskriegen zugrunde; die metallenen Säulen
waren vor dem Jahr 1801 an die französische Festungsartillerie abgeliefert worden
(vgl. Kdm. Dom S. 174). Falk will wissen, daß Bischof Colmar sich wegen der Not
im bisch. Priesterseminar gezwungen sah, die Säulen zu veräußern. Wann dieser Um-
bau und wann diese Inschrift entstand, ist ungewiß. Ein eisernes Gitter, das (zwischen
den Säulen?) angebracht war, wird 1540 im Testament Albrechts von Brandenburg
erwähnt (Redlich: Kardinal Albrecht von Brandenburg, Beilagen S. 163). Schaab, der
den Altar noch sah, berichtet, er sei „nach römischer Art“ von vier Säulen umgeben
gewesen, woraus nur hervorgeht, daß es sich nicht um eine Schöpfung der spätgoti-
schen Zeit handelte. Das gleiche ergibt sich aus der Angabe des Serarius „uncialibus
litteris inscriptum“: Die Inschrift war nicht in gotischer Minuskel, sondern entweder
in der Majuskelschrift des früheren Mittelalters oder in der Kapitale der Renaissance
ausgeführt. N. Vogt berichtet in Rhein. Sagen u. Geschichten (Bd. IV. S. 35), daß
die Verzierungen und Säulen des Margarethensarkophags in Aschaffenburg von dem-
selben Künstler seien, wie die Mainzer Domsäulen. Der Aschaffenburger Baldachin
stammt aus der Vischerschen Gießhütte. Demnach dürften die Altarsäulen aus der
Zeit Albrechts von Brandenburg gestammt haben. Severus3 berichtet von einer Wie-
derherstellung des Altars 1757. —
Serarius S. 109. — Fragmenta Gamans f. 2. — Joannis I S. 30, 71. — Gudenus II S. 839. — Bourdon. —
Falk in: Zeitschrift für rheinische Geschichte III S. 100. — Fialk in: Der Kirchenschmuck XIII (1869) S. 2. —
Kraus II Nr. 243. — Kdm. Dom S. 179. —
1 P. Bruder, Die liturgische Verehrung des hl. Bischofs Martinus von Tours, in: Der Katholik Jg. 81. II (1901)
S. 437. —
2 Falk in: Z.V.M. III (1868—87) S. 100. — P. Bruder, Die liturgische Verehrung des hl. Bonifatius, Apostels
der Deutschen, in der Diözese Mainz. In: Der Katholik 85, II (1905) S. 27. —
3 Severus, Moguntia ecclesiastica hodierna (Wertheim 1763) S. 29. —
In der Handschrift II 18 (frühes 16. Jahrhundert) der Stadtbibliothek Frankfurt a. M.
steht auf Blatt 5r die folgende Fassung mit der Überschrift „Diß noch geschriben stet
vmb den hohen altar des dumstiffts zu mentz geschriben mit gülden buchstaben:“
Aurea sum villa, Moguncia nomine dicta,
Mundi matrone specialis filia Rome,
Plebis fecunda, speciosa situque focunda,
Fontibus et fluviis ac aere tota salubris;
Sum divinorum lux et decus officiorum
Et plantata piis cum civibus atque benignis,
Raro bellificis ac pacis semper amicis;
Iluius sum laudis pre cunctis urbibus orbis.
5cf) bin bie golbne Stabt, SOiainj mit tarnen genannt,
£iebling£tocl)tet fRomaS, bet mürbigen butter bet SSelt,
mit 2?olf erfüllt unb EöRlid) unb beiter gelegen,
burcb Slüffe, Quellen unb £uft ganj mit ©efunbbeit gefegnet;
eine £eucl)te unb Sier bin ich bem ©otteSbienfle unb
bevölkert von frommen unb gütigen ^Bürgern, bie feiten
§ebbe führen unb fictö be£ griebenV gteunbe finb:
ba3 ift mein Nufim vor allen Stabten ber SÖelt.
332
Titelholzschnitt den Heiligen zu Pferde mit dem Bettler und der umlaufenden Bei-
schrift: „Aurea Maguncia Rome vera filia sub divo Martino Bonifatioque bene tuta.“
Einen ähnlichen Holzschnitt enthält das Breviarum Moguntinum der gleichen Offizin
vom Jahre 1509; hier lautet die Umschrift: „Aurea Maguncia sancte romane ecclesie
specialis vera filia“, also wörtlich übereinstimmend mit dem Anfang der Altar-
inschrift. —
Die Verse: Assis nobis in agone kommen als Hymnus ad Laudes in einer feierlichen
Commemoration des hl. Martinus am Freitag vor Septuagesima vor. Statt memoriae
heißt es dort coronae.1 Im gleichen Wortlaut, aber auf den hl. Bonifatius angewandt,
finden sich diese Verse in dessen Offizium zum 5. Juni.2
Der Altarumbau ging in den Revolutionskriegen zugrunde; die metallenen Säulen
waren vor dem Jahr 1801 an die französische Festungsartillerie abgeliefert worden
(vgl. Kdm. Dom S. 174). Falk will wissen, daß Bischof Colmar sich wegen der Not
im bisch. Priesterseminar gezwungen sah, die Säulen zu veräußern. Wann dieser Um-
bau und wann diese Inschrift entstand, ist ungewiß. Ein eisernes Gitter, das (zwischen
den Säulen?) angebracht war, wird 1540 im Testament Albrechts von Brandenburg
erwähnt (Redlich: Kardinal Albrecht von Brandenburg, Beilagen S. 163). Schaab, der
den Altar noch sah, berichtet, er sei „nach römischer Art“ von vier Säulen umgeben
gewesen, woraus nur hervorgeht, daß es sich nicht um eine Schöpfung der spätgoti-
schen Zeit handelte. Das gleiche ergibt sich aus der Angabe des Serarius „uncialibus
litteris inscriptum“: Die Inschrift war nicht in gotischer Minuskel, sondern entweder
in der Majuskelschrift des früheren Mittelalters oder in der Kapitale der Renaissance
ausgeführt. N. Vogt berichtet in Rhein. Sagen u. Geschichten (Bd. IV. S. 35), daß
die Verzierungen und Säulen des Margarethensarkophags in Aschaffenburg von dem-
selben Künstler seien, wie die Mainzer Domsäulen. Der Aschaffenburger Baldachin
stammt aus der Vischerschen Gießhütte. Demnach dürften die Altarsäulen aus der
Zeit Albrechts von Brandenburg gestammt haben. Severus3 berichtet von einer Wie-
derherstellung des Altars 1757. —
Serarius S. 109. — Fragmenta Gamans f. 2. — Joannis I S. 30, 71. — Gudenus II S. 839. — Bourdon. —
Falk in: Zeitschrift für rheinische Geschichte III S. 100. — Fialk in: Der Kirchenschmuck XIII (1869) S. 2. —
Kraus II Nr. 243. — Kdm. Dom S. 179. —
1 P. Bruder, Die liturgische Verehrung des hl. Bischofs Martinus von Tours, in: Der Katholik Jg. 81. II (1901)
S. 437. —
2 Falk in: Z.V.M. III (1868—87) S. 100. — P. Bruder, Die liturgische Verehrung des hl. Bonifatius, Apostels
der Deutschen, in der Diözese Mainz. In: Der Katholik 85, II (1905) S. 27. —
3 Severus, Moguntia ecclesiastica hodierna (Wertheim 1763) S. 29. —
In der Handschrift II 18 (frühes 16. Jahrhundert) der Stadtbibliothek Frankfurt a. M.
steht auf Blatt 5r die folgende Fassung mit der Überschrift „Diß noch geschriben stet
vmb den hohen altar des dumstiffts zu mentz geschriben mit gülden buchstaben:“
Aurea sum villa, Moguncia nomine dicta,
Mundi matrone specialis filia Rome,
Plebis fecunda, speciosa situque focunda,
Fontibus et fluviis ac aere tota salubris;
Sum divinorum lux et decus officiorum
Et plantata piis cum civibus atque benignis,
Raro bellificis ac pacis semper amicis;
Iluius sum laudis pre cunctis urbibus orbis.
5cf) bin bie golbne Stabt, SOiainj mit tarnen genannt,
£iebling£tocl)tet fRomaS, bet mürbigen butter bet SSelt,
mit 2?olf erfüllt unb EöRlid) unb beiter gelegen,
burcb Slüffe, Quellen unb £uft ganj mit ©efunbbeit gefegnet;
eine £eucl)te unb Sier bin ich bem ©otteSbienfle unb
bevölkert von frommen unb gütigen ^Bürgern, bie feiten
§ebbe führen unb fictö be£ griebenV gteunbe finb:
ba3 ift mein Nufim vor allen Stabten ber SÖelt.
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