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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0450
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683 Dalheim

Grabstein der Libsta

t 1302

V-


Vor dem Altar der hl. Petrus und Leonhard (Joannis).
Die Zeichnung Bodmanns läßt die Verteilung der Zeilen
und die Gestalt der Buchstaben erkennen.
Martha vigil forma / morum, virtutis imago
ac speculum, norma vite, per / eua propago
ordinis, hanc / edem renovans iacet hiccine Libsta,
cui celi sedem / nate de virgine presta.
Anno milleno / Christi tercenque secundo /
transiit a mundo, carnis iam lihera ceno.
Abweichungen bei Severus: libera caro; das primeva
bei Joannis und Gudenus ist richtiger als das per eva
bei Bodmann.
©ine tvadjfame SOtartt)«, 33orbilb bet Sitten, bet ©ugenb Slbbilb
Unb Spiegel, Sftafjftab beö £eben£tvanbel$, ältefle ©ocljter
©cV örbenS, tvelclje bieg ©otte^au^ erneuerte, liegt hier Sibßa.
3bt gewähre einen ‘JJlatj im -bimmel, Solm bet Jungfrau.
3m 3«bvc naclj dbrifiuö 1302
©tng fie hinüber au$ (biefer) SÖelt,
nunmehr frei von bem Scßmudc beb ^leifdjeb (Sn.)
Wie schwer die Übersetzung ist und wie selbst derlatein-
und inschriftenkundige Wiirdtweinsich in diesem Falle
irrte, zeigt seine folgende Übersetzung:

©tartlja genannt £ibfla lebte allbicr / ein fpicgel unb biefer OrbcnV der
bie geaalt an ibr mar fcljön unb fein / an tugenb, fitten engelrein
fie lieb erneuern bie firdj alliier / ©tumb geb ibr gott ben ljimmel barfür.
im taufenb breibunbert unb jtvepten fahr / ivarb fie begraben 2?or biefen altar.
In der Bodmann’schen Zeichnung ist aus der nachträglichen Verbesserung des Namens LIBSTA
zu ersehen, daß er wohl nicht mehr ganz deutlich zu entziffern war. Aus handschriftlicher
Überlieferung ist für diese Zeit kein Äbtissinnenname nachweisbar. 1297 wird eine Äbtissin
Greda urkundlich genannt1. Bei Gudenus und Joannis wird jedoch Libsta als Name angegeben.
Die Grabinschrift besteht aus zweisilbig gereimten Hexametern, und zwar aus Collaterales
und Cruciferi (Vers 5 und 6).
Martha vigil ist eine Anspielung auf Lukas 10, 38—42. —
Der Grabstein zeigt die seltene Erscheinung, daß innerhalb des inschrifttragenden Randes
wegen der Länge der Inschrift nochmals ein und zwei Zeilen angeordnet werden. Die Äbtissin
selbst in weitem faltenreichen Gewand hält in den Händen ein Buch. Der unziale Schrift-
charakter mit dem halbgeschlossenen M paßt in die Zeit von 1300. Zwischen 1805—1812 ver-
schwand auch dieser Stein beim Abbruch des Klosters.
Zeichnung Bodmanns vom 10. VIII. 1805 (21,8:12 cm. Mainz, Stadtarchiv III B k 8). — Joannis I S. 79. — Gudenus III S. 989 Nr. 89.
— Severus, Mog. eccl. hod. S. no. — Würdtwein'sches Epitaphienbuch f. 98. —
1 Wagner=Schneider II S. 174. —

684 St. Stephan Grabstein eines Unbekannten f 20. IX. 1302

Heute in die Wand des Westflügels des Kreuzgangs eingemauert. Erhalten ist nur noch die
obere her. linke Ecke des Grabsteins. Die Inschrift lief zwischen zwei Randlinien um.
Roter Sandstein 82:55 cm. Schrift 6 cm.

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